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Biogasbranche kämpft ums Überleben

Die Biogasbranche steckt in einer ihrer größten Krisen. Dennoch gab sie sich auf ihrer Jahrestagung kämpferisch und will mit neuen Strategien auch in Zukunft Gas geben.

Lesezeit: 5 Minuten

Zwischen Hoffen und Bangen – irgendwo dazwischen bewegt sich derzeit die Biogasbranche. Einerseits hofft sie darauf, dass die Regierung der Biogasproduktion künftig im Energiemix eine starke Rolle zukommen lässt. Andererseits verheißen die ersten Signale aus Berlin nach der Bundestagswahl nichts Gutes.


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Die angestrebte Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) trifft die Branche ohnehin zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. So haben die Hersteller zwei ihrer schlechtesten Jahre hinter sich. Ablesen lässt sich das an den Zubauraten für neue Anlagen in den zurückliegenden Jahren: In 2011 verkauften die Unternehmen noch etwa 1200 Kraftwerke, im vergangenem Jahr sackte der Verkauf auf etwa 200 Biogaskraftwerke ab. Die Gründe sind bekannt: steigenden Kosten für die Energiepflanzen, ungünstige politische Rahmenbedingungen, höhere Umweltauflagen usw. Verschärfend kommt hinzu: Das Auslandsgeschäft kompensiert derzeit noch nicht den wegbrechenden Inlandsmarkt. 


Kritik an Regierung


Die gestrige Pressekonferenz des Fachverbandes Biogas auf seiner Jahrestagung in Nürnberg stand daher unter keinem guten Stern. Zumal die Sorge groß und berechtigt ist, dass die Politik in der anstehenden EEG-Reform die Energiewende und vor allem die Biogasbranche weiter ausbremsen könnte. Zumindest in den Koalitionsverhandlungen der neuen Regierung zeichnete sich dies bereits ab. So machten sich unter anderem die SPD geführten Länder dafür stark, dass die Kohleverstromung in Zukunft stärker berücksichtigt und gefördert wird.

Beim Präsidenten des Fachverbandes, Horst Seide, stößt das selbstredend auf Kritik. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Kohleverstromung in Deutschland und der dadurch auf einen Höchststand gestiegenen CO2-Emissionen sei es nötig, alte systemrelevante Kohlekraftwerke sukzessive durch flexible Biogas- und andere KWK-Anlagen zu ersetzen. „Wir können mit Biogasanlagen, die durch Gasspeicher und zusätzliche Motorkapazität bedarfsgerecht Strom produzieren, Systemdienstleistungen für das Stromnetz erbringen und wollen das auch“, führte Seide aus. Das kommende EEG müsse nun den richtigen Rahmen setzen. Biogas als Ausgleichsenergie sei im Übrigen nicht einmal teurer als die aus einem neuen Erdgaskraftwerk, wie Berechnungen anlässlich des so genannten Bayernplans belegen würden. 


Unterstützung von der CSU


Die Unterstützung in der neuen Regierung sei für Biogas allerdings nichts all zu groß, wie man zwischen den Zeilen erfahren konnte. Allerdings seien die neue Regierung und deren Ministerien derzeit auch noch in einer „Aufbauphase“. Lediglich Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) habe bereits signalisiert, dass sie sich für Biogas als Ausgleichsenergie stark machen wolle.

 

Auch beim Thema Nachhaltigkeit will die Biogasbranche mehr Verantwortung übernehmen. „Über den Energiepflanzenanbau kann die Vielfalt auf dem Acker deutlich erhöht werden“, erklärte Hendrik Becker, Vizepräsident des Fachverbandes Biogas. Um dies zu erreichen, hat der Fachverband Biogas verschiedene Vorschläge für das neue EEG erarbeitet. So soll der Anteil einer Fruchtart an den Einsatzstoffen einer Anlage begrenzt werden und kein Umbruch von Dauergrünland erfolgen. Um Alternativen zum Mais zu stärken, schlägt der Fachverband Biogas vor, ausgewählte ökologisch vorteilhafte Kulturarten aus der Einsatzstoffklasse 1 in Klasse 2 des EEG zu überführen, beispielsweise mehrjährige Gräser, Mischkulturen und Sonnenblumen. „Gleichzeitig brauchen wir einen gewissen Anteil ertragsstarker Pflanzenarten, wie z.B. Zuckerrüben und Getreide für Ganzpflanzensilage, um die Wirtschaftlichkeit neuer Biogasprojekte und die Weiterentwicklung von Alternativen zum Mais für Bestandsanlagen zu sichern“, ergänzte der Vizepräsident. Ein kompletter Ausschluss dieser Pflanzen versperre den Weg zu mehr Artenvielfalt. Dies würde den Zielen des Koalitionsvertrags zuwiderlaufen.


Mehr  Abfälle in die Anlagen


Der Koalitionsvertrag rückt die Abfall- und Reststoffvergärung zur Biogaserzeugung noch stärker in den Fokus als dies mit dem EEG 2012 bereits der Fall ist. Seit Anfang 2012 werden neben wenigen Biogaseinspeiseanlagen fast ausschließlich kleinere Biogasanlagen gebaut, die vor allem Gülle und Reststoffe aus der Landwirtschaft sowie einen kleinen Teil Energiepflanzen einsetzen. Zusätzlich wird die anfallende Wärme genutzt, um eine Wirtschaftlichkeit zu erreichen. „Der Einsatz von Gülle, Mist, Abfall- und Reststoffen wird jedoch durch überzogene Anforderungen nahezu unmöglich gemacht“, mahnte Dr. Claudius da Costa Gomez, Hauptgeschäftsführer des Verbandes. So schreibt beispielsweise der Entwurf der Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (VAwS) die doppelwandige Ausführung aller unterirdischen Bauteile vor, sobald neben Gülle andere tierische Nebenprodukte, z.B. aus der Lebensmittelproduktion, zur Biogaserzeugung eingesetzt werden. Es passe nicht zusammen, dass auf den Einsatz von Reststoffen gepocht werde und gleichzeitig zu hohe Anforderungen deren Nutzung unmöglich machten. Gewässerschutz, Immissionsschutz und Anlagensicherheit seien unbestritten wichtige Anliegen – „aber Anpassungen müssen im Rahmen der fixen EEG-Vergütungen wirtschaftlich darstellbar bleiben. Ein Angriff auf den Bestandsschutz durch die kalte Küche ist nicht akzeptabel und konterkariert die Energiewende“, unterstrich der Verbandsgeschäftsführer.


Die Jahrestagung in Zahlen und Fakten:


Seit 1991 findet die Jahrestagung des Fachverbandes Biogas statt. Die begleitende Ausstellung hat sich über die Jahre zur größten reinen Biogas-Fachmesse der Welt entwickelt. Die Veranstaltung wandert im 3-Jahres-Rhythmus zwischen Nürnberg, Bremen und Leipzig.

Zur 22. Biogas Jahrestagung und Fachmesse im Januar 2013 in Leipzig kamen an den drei Tagen 9.226 Fachbesucher und Tagungsteilnehmer. 446 Unternehmen aus 15 Nationen präsentierten neueste Biogas-Trends auf 17.200 Quadratmeter.

Für die 23. Tagung vom 14. – 16.01.2014 haben sich bislang 1.414 Besucher für die Veranstaltungen (Vorträge in den Panels, Workshops, Lehrfahrt) angemeldet, davon 184 internationale Gäste aus 22 unterschiedlichen Ländern. 406 Firmen werden auf gut 17.000 Quadratmetern Fläche ausstellen.

90 Referenten informieren in 14 Panelvorträgen und neun parallelen Workshops über die neuesten Entwicklungen in der Biogasbranche. Die Vorträge in den Panels werden alle simultan ins Englische übersetzt. Hauptrednerin der diesjährigen Veranstaltung ist Prof. Dr. Claudia Kemfertvom DIW.

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