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Biokraftstoffbranche: „THG-Quote ist zu niedrig“

Nach Umstellung des Förderregimes auf eine Treibhausgasquote ist der Absatz von Biokraftstoffen in Deutschland um 5 % gesunken. Die Branche sieht Korrekturbedarf, zeigte ein Workshop der Agentur für Erneuerbare Energien gestern in Berlin.

Lesezeit: 4 Minuten

Der Absatz von Biokraftstoffen ist in Deutschland seit Anfang des Jahres um 5 % gesunken. Grund ist die Umstellung des Förderregimes von einem energetischen Mindestanteil auf die Treibhausgas-Quote (THG-Quote). Damit sei genau das eingetreten, was die Branche schon im Jahr 2014 befürchtet hatte. Dieses Fazit zog Claus Sauter, Vorstand im Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie und Vorstandsvorsitzender des Biokraftstoffherstellers Verbio AG gestern auf einem Workshop der Agentur für Erneuerbare Energien in Berlin.


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„Bis zum 31.12. 2014 gab es in Deutschland eine energetische Quote. 6,25 % der Energie in fossilen Kraftstoffen musste die Mineralölindustrie bisher durch Biokraftstoffe ersetzen“, erklärte Sauter.

An die Stelle der energetischen Quote ist seit Anfang des Jahres die THG-Quote getreten, die in §37a des Bundes-Immissionsschutzgesetzesfestgelegt sind. Danach muss die gesamte Kraftstoffmenge (also Diesel und Benzin plus Biokraftstoffe), die Mineralölkonzerne ab 1.1.2015 in Verkehr bringen, 3,5 % weniger Treibhausgase verursachen als der Referenzwert für fossile Kraftstoffe. Dieser ist auf 83,8 g CO2-Äquivalent je Megajoule (CO2-Äq./MJ) festgelegt – ein für fossile Kraftstoffe sehr schmeichelhafter Wert. Denn nach einer Studie des Unternehmens Ecofys verursachen fossile Kraftstoffe sogar Emissionen von 115 g CO2-Äq./MJ. „Jetzt spielt es eine große Rolle, wie die Biokraftstoffe hergestellt werden“, erklärt Sauter.


So verursacht Biodiesel beispielsweise laut Standardwerten etwa 45 g CO2-Äq./MJ. Davon stammen 29 g aus Landwirtschaft, vor allem verursacht durch den Stickstoffdünger, 3 g verursacht die Rapsöl-Herstellung, 11 g die Verarbeitung zu Biodiesel und 2 g der Transport. „Mit Maßnahmen wie Ersatz des Mineraldüngers durch Wirtschaftsdünger können wir den THG-Wert von 45 auf 30 g senken“, so Sauter. Es habe sich daher durchgesetzt, dass die Werte nicht nach Standardwerte, sondern individuell berechnet werden. „Das ist bares Geld, denn die Mineralölindustrie zahlt für Kraftstoffe mit beserern THG-Werten mehr“, berichtete Sauter aus der Praxis.


Der Wehrmutstropfen: Wegen der hohen THG-Einsparung der Biokraftstoffe sind heute weniger davon nötig, um die THG-Quote zu erreichen, als vorher bei der energetischen Quote. Daher ist der Absatz von Biokraftstoffen in Deutschland gesunken.


Die Biokraftstoffbranche hatte daher gefordert, die THG-Quote auf 4 % festzusetzen. Dieser Wert soll jetzt ab 2017 auf 4 %, ab 2020 auf 6 % steigen. „Wir könnten heute schon deutlich mehr Treibhausgase bei der Biokraftstoffproduktion erreichen, wenn wir z.B. bei der Ethanolherstellung von Braunkohle auf Erdgas umsteigen. Aber das bezahlt momentan keiner, die THG-Quote lässt sich ja auch so erreichen“, kritisiert Sauter.


Darum fordert die Branche:

  • Die Quote muss schon im Jahr 2016 auf 4 % steigen und dann kontinuierlich auf 6 %, damit sich die Branche rechtzeitig darauf einstellen kann und auch Investitionssicherheit hat. „Unserer Erfahrung nach kann es nämlich passieren, dass die Mineralölindustrie der Politik im Jahr 2019 klar macht, dass 6 % THG-Quote nicht zu schaffen sind. Dann hätten wir wieder einmal umsonst investiert“, beschreibt Sauter.
  • Biokraftstoffe der zweiten Generation wie z.B. Biomethan aus Reststoffen sollte eine eigene Quote bekommen. Sauter schlägt 0,1 % pro Jahr vor und dann einen jährlichen Einstieg. „Heute reichen Biodiesel und Bioethanol zur Erfüllung der THG-Quote völlig aus, Biomethan ist dagegen trotz seines immensen Klimaschutzeffektes nicht nötig. Das muss sich ändern“, begründet der VDB-Vorstand diese Forderung.
  • Außerdem sollte die Bundesregierung bei der Festlegung der THG-Quote nicht nur Benzin und Diesel als Basis nehmen, sondern auch die fossilen Kraftstoffe CNG (Erdgas) und LPG (Flüssiggas). „Allein LPG hat heute schon einen Marktanteil von 6 %“, erklärt Sauter. Würden diese Kraftstoffe einbezogen, würde die Menge Biokraftstoffe weiter steigen.
Auch für die Landwirtschaft bleiben Biokraftstoffe interessant. Denn die Verarbeitung stellt laut Sauter einen großen Markt für Raps und Roggen in Deutschland dar. Außerdem würden die Landwirte im großen Stil Rapspresskuchen als Tierfutter einsetzen und damit Sojaimporte vermeiden. „Auch das muss die Politik erkennen, wenn es um den künftigen Markt für Biokraftstoffe in Deutschland geht“, mahnt er mit Blick auf die Politik.

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