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Biokraftstoffmarkt: Zartes Licht am Ende des Tunnels

Nach vielen Jahren der Durststrecke gibt es auf dem Biokraftstoffmarkt neue Entwicklungen und Perspektiven. Das zeigte die NRW-Biokraftstofftagung gestern auf Haus Düsse (Nordrhein-Westfalen).

Lesezeit: 4 Minuten

Nach vielen Jahren der Durststrecke ist am Ende des Tunnels ist eine kleine Kerze zu sehen: So beschreibt Dr. Arne Dahlhoff die Situation auf dem Biokraftstoffmarkt. Wie der neue Leiter des Versuchs- und Bildungszentrums Landwirtschaft Haus Düsse gestern bei der „NRW-Biokraftstofftagung“ in seiner Einrichtung deutlich machte, gibt es einige neue Entwicklungen und Perspektiven für die Branche.


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Veheerende Diskussionen


Nach Einführung der Besteuerung und dem Beimischungszwang für Biokraftstoffe hatte es auch in Nordrhein-Westfalen einen starken Einbruch bei Absatz und Produktion gegeben. „Neben der Energiesteuer hatte die unsägliche Diskussion um Teller contra Tank verheerende Auswirkungen“, lässt Dahlhoff die letzten Jahre Revue passieren. Eine ähnliche Entwicklung ließe sich heute bei der Biogasproduktion aus nachwachsenden Rohstoffen erkennen, die laut Dahlhoff einen ähnlichen rasanten  Absturz wie seinerzeit die Biokraftstoffe erlebt.


Neue Perspektiven


Positiv wertet Dahlhoff aber, dass die Biokraftstoffe von verschiedenen Seiten jetzt wieder Rückenwind erhalten:

  • Der Einsatz von Pflanzenöl als Kraftstoff in der Landwirtschaft wird von Seiten der Motorenhersteller vorangetrieben. Ein Beispiel ist John Deere mit  seinem Multifuel-Konzept.
  • Die nationale Eiweißstrategie fördert den Anbau heimischer Futterleguminosen mit dem Ziel, die Selbstversorgung mit Futtereiweiß zu erhöhen und die Importabhängigkeit von Soja zu reduzieren. Auch die Nebenprodukte aus der Rapspressung und Destillation versorgen Tierhaltung heute mit Futtereiweiß und können damit Teil der Eiweißstrategie sein.
  • Die Rückverfolgbarkeit dieser Futtermittel ist jederzeit gewährleistet, die Landwirte können garantieren, dass sie gentechnikfrei sind. Damit ist das ehemalige Nebenprodukt der Ölherstellung inzwischen vielfach zum Hauptprodukt geworden.
  • Der Preisabstand zwischen Rapsöl und Agrardiesel war zwischenzeitlich so stark, dass es auch sehr wirtschaftlich sein kann, wieder auf Rapsöl als Kraftstoff zu setzen. Denn Landwirte fahren den Kraftstoff steuerfrei.


THG-Quote für zu neuen Unsicherheiten


Bei der Förderung der Biokraftstoffe außerhalb der Landwirtschaft bahnt sich in Deutschland jedoch schon wieder das nächste Ungemach an. Denn die Bundesregierung führt ab 1.1.2015 die so genannte Treibhausgas-(THG)-Minderungsquote ein. „Bisher gibt es in Europa Mengenvorgaben, wonach ein bestimmter Anteil des Kraftstoffs, den die Mineralölindustrie in den Markt bringt, aus Biokraftstoffen bestehen muss“, beschreibt Frank Brühning vom Verband der Biokraftstoffindustrie die aktuelle Situation für Deutschland. Ab Januar müssen die Mineralölkonzerne in Deutschland dagegen die THG-Quote erfüllen. Sie müssen dabei mit dem Einsatz von Biokraftstoffen den THG-Ausstoß im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen zunächst um 3,5 %, später um 6 % reduzieren.


Die Mineralölindustrie wird deshalb versuchen, Kraftstoffe mit möglichst hohem THG-Minderungspotenzial einzusetzen, um den Einsatz von Biokraftstoffen zu begrenzen. Daher arbeiten auch die Biokraftstoffhersteller daran, die THG-Minderung ihres Kraftstoffs zu erhöhen, um diesen für die Industrie attraktiver zu machen. „Damit erhält die THG-Minderung einen Preis, Kraftstoffe, die mehr reduzieren, sind wertvoller für die Mineralölindustrie“, erklärt Brühning. Das hat  Auswirkungen auf die Landwirtschaft, denn auch der Anbau bestimmt das THG-Minderungspotenzial eines Kraftstoffes. Wird beispielsweise viel Dünger eingesetzt, ist die Reduktion im Vergleich zum fossilen Kraftstoff nicht so hoch.


Ohne strenge Kontrollen sind deutsche Landwirte benachteiligt


Dabei ergeben sich laut Brühning folgende Probleme:

  • Mit der THG-Quote könnte ein Anreiz bestehen, bei dem THG-Minderungspotenzial zu tricksen. Denn wenn der Lieferant eines Kraftstoffs aus Südamerika sagt, er habe nicht gedüngt und sein Kraftstoff habe daher einen sehr hohen THG-Minderungswert – wie lässt sich das nachweisen?  Das könnte für die deutschen Landwirte erhebliche Nachteile haben, weil der Nachweis hier viel einfacher möglich ist. „Für einen fairen Wettbewerb wären strenge Kontrollen nötig. Aber das zuständige Bundesumweltministerium hat sich dazu bislang nicht durchgerungen“, erklärt Brühning.
  • Deutschland ist in der EU das einzige Land, das ausschließlich auf die THG-Quote baut. In anderen Ländern gibt es weiterhin nur die Mengenziele. Daher könnten sich viele ausländische Produzenten von Kraftstoffen mit einem angeblich hohen THG-Reduktionswert auf den deutschen Markt stürzen.   

Wie sich die THG-Quote auf den Absatz auswirken wird, lässt sich seriös nicht sagen. Feststeht nur: Wenn die THG-Reduktion bei den Kraftstoffen zunimmt, benötigt die Mineralölindustrie weniger Kraftstoff zum Erfüllen der Quote. Damit dürfte das Absatzpotenzial für Biokraftstoffe wieder sinken.  

 

 

 

 

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