Die schlechte Nachricht zuerst: Strom wird im kommenden Jahr noch einmal teurer. Das liegt vor allem an der EEG-Umlage, über die die Kosten der Energiewende abgerechnet werden. Experten schätzen, dass sie um rund einen Cent auf 6,3 Cent je Kilowattstunde Strom klettern wird.
Die gute Nachricht: Wenn die Regierung den CO2-Handel wieder „flott machen“ und die Ausnahmen für die Industrie deutlich einschränken würde, könnte sie auf 4,6 Cent in 2014 sinken. Das geht aus einer Berechnung der „Denk-Schmiede“ Agora-Energiewende in Berlin hervor.
Zubau hat kaum Einfluss auf die künftigen Kosten
Die Experten haben mithilfe eines Computerprogrammes im Auftrag der Frankfurter Rundschau verschiedene Szenarien kalkuliert. Anhand der Ergebnisse konnten sie nachweisen, dass selbst ein stark verlangsamter Zubau der Erneuerbaren in den kommenden Jahren, die Kosten der Energiewende kaum senken würde. Sehr viel effektiver wäre es hingegen, die Ausnahmen der Industrie von der Umlage noch einmal zu hinterfragen. Normalerweise werden diese nur stromintensiven Unternehmen gewährt, die sich im internationalen Wettbewerb behaupten müssen. Derzeit profitieren allerdings auch Firmen von der Befreiung, auf die diese Kriterien nicht zutreffen.
Erfolg versprechen sich die Berliner auch von einer Wiederbelebung des CO2-Handels. Dieser funktioniert „normalerweise“ so: Die Regierung bzw. die EU verteilt Zertifikate, die es den Unternehmen erlaubt, eine bestimmte Menge CO2 bei der Produktion von Energie oder Gütern auszustoßen. Die „Freifahrtscheine“ können außerdem auch gehandelt werden. Wenn ein Kraftwerk seine Stromproduktion beispielsweise auf einen geringen Kohlendioxid-Ausstoß trimmt, kann es die nicht mehr benötigten Zertifikate verkaufen. Da aber derzeit mehr Gutschriften im Umlauf sind, als benötigt werden, bewegt sich der Preis für die Zertifikate auf sehr niedrigem Niveau. Kurzum: Derzeit haben die Energieriesen kaum Anreize, ihre Produktion umweltschonender zu gestalten. Die Stromproduktion mit alten, fossilen Kraftwerken ist dagegen relativ günstig und lukrativ.
CO2-Handel lahmt und treibt die Kosten in die Höhe
Dieser Umstand spiegelt sich auch im Strompreis an der Börse wieder, der seit Monaten sinkt. Und das wiederum beeinflusst maßgeblich die Höhe der EEG-Umlage. Vereinfacht dargestellt: Je günstiger Strom an der Börse ist, desto deutlicher steigt die Umlage in die Höhe. Je teurer hingegen Strom an der Börse gehandelt wird, desto niedriger die Umlage. Wenn die Regierung bzw. die EU die überflüssigen Zertifikate vom Markt nehmen würde, steigt somit auch deren Preis, der Strompreis an der Börse würde ebenfalls nach oben klettern und die EEG-Umlage sinken. Diethard Rolink