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Landwirte sehen Suedlink-Erdkabel kritisch

Am Dienstag hat Tennet den möglichen Trassenverlauf für die Gleichstromleitungen in den Süden Deutschlands vorgestellt. Vorgeschlagen wird eine vollständig unterirdische Verlegung der beiden großen Stromtrassen, die nach Bayern führen sollen.

Lesezeit: 4 Minuten

Am Dienstag hat Tennet den möglichen Trassenverlauf für die Gleichstromleitungen in den Süden Deutschlands vorgestellt. Vorgeschlagen wird eine vollständig unterirdische Verlegung der beiden großen Stromtrassen, die nach Bayern führen sollen.

 

Der Bayerische Bauernverband sieht solch eine Erdverkabelung aufgrund der immensen Eingriffe in den Boden und seine Struktur, die Eingriffe in das Eigentum sowie die Nutzung der Flächen kritisch. Sie müsse die Ausnahme bleiben und dürfe nur mit Zustimmung der Grundstückseigentümer passieren.

 

"Eigentümer und Bewirtschafter sind vom Netzausbau – anders als der Großteil der Bevölkerung – direkt in Eigentum und Nutzungsrecht betroffen", sagt Bauernpräsident Walter Heidl. „Deren Anliegen sind daher vorrangig und ausreichend zu berücksichtigen." Heidl fordert, dass Land- und forstwirtschaftliche Flächen und Betriebsstrukturen bei der Planung der Trassenführungen berücksichtigt und geschont werden müssten. Grundstückseigentümer und Bewirtschafter müssten frühzeitig in die Planungen eingebunden und deren Belange vollumfänglich berücksichtigt werden.

 

Bedenklich sei außerdem die von einer Erdverkabelung ausgehende Erwärmung des Bodens, was zu erhöhten Verdunstungs- und Austrocknungsraten führen könne. Eine forstwirtschaftliche Nutzung werde gänzlich unmöglich. Daraus ergeben sich laut BBV nicht nur übergangsweise, sondern dauerhaft erhebliche Beeinträchtigungen auf land- und forstwirtschaftlichen Flächen. Die bisherige einmalige Dienstbarkeitsentschädigung müsse daher durch eine wiederkehrende angemessene Vergütung für die dauerhafte Belastung und Nutzung der Grundstücke ergänzt werden.

 

Die Inanspruchnahme zusätzlicher Nutzflächen für ökologischen Ausgleich lehnt der Bauernverband kategorisch ab. Die Energiewende stelle an sich eine ökologische Maßnahme dar. Deshalb bedürfe es keines naturschutzrechtlichen Ausgleichs. Egal ob Erdverkabelung oder Freileitungen: "Trotz Netzausbau müssen dezentrale regionale Initiativen zur Stromerzeugung und Speicherung weiter gestärkt werden. Dezentrale Energiekonzepte mit Bioenergie, Biogas, Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft können die Energieversorgung zukunftsfähig machen", sagt Heidl.


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DBV: Vorrang der Erdverkabelung widerspricht Grundsatz der Eingriffsminimierung


Auch der stellvertretende DBV-Generalsekretär Udo Hemmerling warnt vor deutlich stärkeren Eingriffen in die Landwirtschaft und in die Bodenstruktur durch Erdkabel im Vergleich zur Freilandleitung. Ein genereller gesetzlicher Vorrang der Erdverkabelung widerspreche zudem eigentlich dem Grundsatz der Eingriffsminimierung in Landwirtschaft, Boden und Naturhaushalt.

 

„Gleichstromtrassen haben zwar eine niedrigere Wärmeabstrahlung als die bisher üblichen Wechselstromtrassen, jedoch sind auch bei diesen Vorhaben dauerhafte erhebliche Produktionseinbußen auf landwirtschaftlichen Flächen zu befürchten. Der Deutsche Bauernverband fordert daher, die Auswirkungen in einem bodenkundlichen Langzeitmonitoring zu überwachen“, so Hemmerling.

 

Insgesamt würden die Anliegen der unmittelbar vom Netzausbau betroffenen Grundstückseigentümer sowie Land- und Forstwirte nicht ausreichend berücksichtigt, mahnt er. „Wir fordern eine stärkere Rücksichtnahme auf landwirtschaftliche und agrarstrukturelle Belange bei der Trassenführung. Wir fordern die Vermeidung zusätzlicher Inanspruchnahme von Flächen durch naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen. Und wir fordern eine Neujustierung der Entschädigungsgrundsätze. Leider spielt hier das Bundeswirtschaftsministerium auf Zeit und verschleppt entsprechende Überprüfungsaufträge aus dem Koalitionsvertrag“, so Hemmerling.


Hessischer Bauernverband sehr besorgt


Eine exakte Bewertung der landwirtschaftlichen Betroffenheit ist dagegen nach Ansicht des Hessischen Bauernverbandes zum gegenwärtigen Planungsstand noch nicht möglich. Der HBV steht einer Erdverkabelung kritisch gegenüber. Boden sei die zentrale Erwerbsgrundlage der Landwirtschaft. Eingriffe in den Boden hätten daher immer Konsequenzen für die landwirtschaftliche Bewirtschaftung.

 

„Angesichts des Eingriffsumfangs und der Eingriffsintensität beim Bau von Erdkabeltrassen und der aus den Betriebsanforderungen resultierenden Bauvorgaben müssen wir eine bleibende Schädigung der Nutzbarkeit und Ertragsfähigkeit der betroffenen Flächen befürchten. Die Heterogenität von Bodenstruktur, Relief, Wasserführung und Witterungsverläufen bei einem großen raumbeanspruchenden Projekt, wie der Südlink-Trasse, wird aus unserer Sicht diese Problematik eher verstärken“, so der Verband gegenüber top agrar online.

 

Hinzu kämen bei Erdverkabelung ein höherer Flächenbedarf für Kompensation und naturschutzrechtlichen Ausgleich. Zudem entfalle die Möglichkeit einer Trassenbündelung und Nutzung von gemeinsamen Masten mit Freileitungen, wie beispielsweise bei der Umsetzung der Ultranet-Leitung.


Erfahrungen aus der Umsetzung und den Folgen für die landwirtschaftliche Bodenbewirtschaftung lägen bislang nicht vor; teilweise wurde mit dem Bau der Erdkabelabschnitte nicht einmal begonnen. Über den Einsatz der HGÜ-Erdkabeltechnik - insbesondere dessen Auswirkungen auf Bodengefüge und Bewirtschaftbarkeit - ist nach HBV-Informationen noch weniger bekannt. „Mit Sorge sehen wir daher die grundsätzliche Vorfestlegung auf eine Technik zu der keine oder nur wenige Erfahrungen vorliegen. Aus unserer Sicht wäre es dringend geboten, die Ergebnisse aus den Pilotabschnitten abzuwarten“, heißt es.



 

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