Innerhalb Deutschlands gibt es große regionale Unterschiede hinsichtlich der Einstellung zu energiepolitischen Maßnahmen und Energiequellen. Das geht aus einer Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) hervor. So wird beispielsweise der Bau neuer Stromtrassen unterschiedlich stark befürwortet. Während dieser Maßnahme durchschnittlich 62,2 % der bundesweit Befragten zustimmten, reichte die Spannweite von 46,5 % in Thüringen bis zu 68,4 % in Rheinland-Pfalz. Bei den Befragten im mittlerweile eher kritisch gegenüber den Stromtrassen eingestellten Bayern lag die Zustimmung mit 63,7% knapp über dem Bundesdurchschnitt.
Ähnlich groß ist die Spannweite bezüglich des Baus neuer Kohlekraftwerke. Dieser wurde im Bundesdurchschnitt von 62,4 % der Befragten abgelehnt. Besonders hoch war die Ablehnung mit 70% in Rheinland-Pfalz, am niedrigsten mit 45,6 % in Sachsen. Auch die Befragten in Nordrhein-Westfalen (NRW) (56,8 %) und den neuen Bundesländern waren dem Bau neuer Kohlekraftwerke weniger abgeneigt. Ein ähnliches Bild zeigte sich hinsichtlich der Bewertung von Kohle als Energiequelle. Auch hier zeigten NRW und die neuen Bundesländer eine weniger kritische Haltung. Dies könnte damit zusammenhängen, dass Kohlekraftwerke in NRW, Sachsen und anderen ostdeutschen Bundesländern eine relativ große Bedeutung für die Stromerzeugung haben und die ostdeutschen Braunkohlereviere zudem wichtige Arbeitgeber in der Region sind. „Je mehr die Menschen mit einer Technologie vertraut sind, desto besser ist ihr Ruf“, schlussfolgert Prof. Dr. Manuel Frondel, Leiter des Kompetenzbereichs „Umwelt und Ressourcen“ des RWI.
Norddeutsche mögen Windkraft und Solar
Teil der Befragung war auch die Einstellung zu Windkraft und Photovoltaik. Die Zustimmung zur Windkraft war unter den Befragten in Hamburg (91,5%), Niedersachsen (91,4%), Schleswig-Holstein (91,2%) und Bremen (90,7%) am höchsten, Schlusslicht war mit 73,6% Sachsen. Ein ähnliches Bild zeigte sich bei der Photovoltaik, auch diese war in Schleswig-Holstein (90,1%), Hamburg (89%) und Bremen (88,9%) am beliebtesten, mit 78% in Thüringen am unbeliebtesten.
Ausgewertet wurden auch der Einfluss von soziodemografischen Merkmalen wie Alter, Geschlecht und Bildung auf die Einstellungen zur Energieversorgung. Es zeigten sich auch hier signifikante Unterschiede. So nimmt die Sympathie für Windkraft und Photovoltaik offenbar mit zunehmendem Alter ab, ebenso die Abneigung gegenüber der Kohle. Frauen standen Windkraft und Photovoltaik signifikant positiver gegenüber als Männer, ihre Zustimmung zur Kohle war hingegen geringer.
Hintergrund:Für die Analyse wurden Daten einer deutschlandweiten Haushaltsbefragung zum Thema Energieversorgung aus dem Jahr 2013 verwendet, die im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts erhoben worden waren. Befragt wurden die Haushaltsvorstände des forsa-Panels, zu dem mehr als 10.000 repräsentativ ausgewählte Haushalte in Deutschland gehören. Mehr als 6.500 Haushalte beantworteten den Fragebogen.