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Ölpreis bremst Wärmewende

Niedrige Öl- und Gaspreise machen der Holzbranche derzeit schwer zu schaffen. Im bayerischen Straubing diskutierten kürzlich Experten über Lösungen.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Energieholzbranche erlebt derzeit eine Krise. Der Absatz von Scheitholz-, Hackschnitzel- und Pelletkesseln ist stark zurückgegangen, ebenso die Nachfrage nach Brennstoff. „Die Ursache sehen wir ganz klar in dem niedrigen Ölpreis“, erklärt Andreas Lingner,  Geschäftsführer des Kesselherstellers KWB Deutschland, außerdem im Vorstand des Deutschen Energieholz- und Pelletverbandes. An Förderprogrammen liege es nicht, das Marktanreizprogramm des Bundes sei sehr gut ausgestattet, argumentierte Lingner Mitte November 2015 auf einer Podiumsdiskussion zum Thema „Welchen Beitrag kann Holz zur Wärmewende leisten?“ im bayerischen Straubing. Die Veranstaltung hatte das Kompetenzzentrum CARMEN zusammen mit dem Beraternetzwerk „LandSchafftEnergie“ organisiert.


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Lingner kritisiert dagegen, dass das Land Bayern mit dem 10.000 Häuser-Programm falsche Signale setzt. Mit dem Programm werden auch Öl- und Gas-Brennwert-Kesselgefördert. „Das ist fatal, denn der Bürger, der sich heute für einen Öl- oder Gaskessel entscheidet, legt sich für die nächsten 15 Jahre fest.“


Franz Josef Pschierer, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie räumt Holz zwar einen hohen Stellenwert für Bayern ein, verteidigt das Programm aber. „Es gibt noch viele Dinosaurier in den Heizungskellern. Wir halten es für sinnvoll, dass sie die alten Modelle gegen moderne austauschen.“

Die Kesselhersteller empfinden das als Stoß in den Rücken. „Wir haben viele Millionen Euro investiert, um die strengen Auflagen der 1. Bundes-Immissionsschutzverordnung (BImSchV) bezüglich Staubausstoß zu bewältigen und saubere Heizungen anbieten zu können“, betont Lingner. Der Marktrückgang bei den Kesseln führt daher zu einer sehr angespannten Situation und sogar zu ersten Insolvenzen bei den Herstellern.

Besonders eingebrochen ist im Heizungsmarkt die Nachfrage nach Hackschnitzelkesseln. „Neben dem niedrigen Ölpreis spielt dabei die Grenzwerte der 1. BImSchV eine Rolle, die Anfang des Jahres verschärft wurden und viele Kunden verunsichert haben“, analysiert Martin Ecker, Geschäftsführer des Kesselherstellers HDG Bavaria.


Nicht nur die Kesselbranche leidet unter den hohen Ölpreisen, auch die Holzlieferanten. Forstbetriebsleiter Markus AchhammervomZentrum für Energieholz der Bayerischen Staatsforsten: „Wir hätten noch Potenzial beim Waldholz, erleben aber gerade einen Nachfragerückgang.“ Das Zentrum beliefert Biomasseheizkraftwerke und Biomassehöfe mit Waldhackschnitzeln und Energierundholz. Achhammer hofft, dass die Kunden trotz des niedrigen Ölpreises zum Brennstoff Holz stehen. Dabei sieht er noch viel Potenzial z.B. bei Kommunen. „Obwohl wir viel Holz in Bayern haben, gibt es noch große Unkenntnis bei den kommunalen Entscheidern“, hat er festgestellt. Wichtig sei es daher für Holzlieferanten, eine sichere, professionelle Versorgung aufzubauen und den Kommunen dann entsprechende Angebote zu machen.


Den Markt ankurbeln könnte die jetzt geplante Normierung der Hackschnitzel. „Die Kunden verlangen einheitliche Qualität. Mit einer Qualitätsnorm lassen sich die Brennstoffe wesentlich besser absetzen“, erklärt Emil Sopper,der dieGeschäftseinheit Holzpellets bei der BayWa AG aus München leitet. Derzeit vertreibt die BayWa aus diesem Grund nur Holzpellets. Mit einer Norm wäre aber auch der Einstieg in die Hackschnitzelvermarktung denkbar.


Aus seiner Sicht gibt es noch viel Potenzial für Pelletheizungen. Deutschland muss jedes Jahr rund 260.000 t Pellets exportieren, da es einen Produktionsüberschuss gibt. Die Produktionskapaziät für Holzpellets liegt in Deutschland bei 3,2 Mio. t. Die Pelletwerke produzieren etwa 2,1 Mio. t, im Inland werden etwa 1,8 Mio. t verbraucht. „Wir exportieren u.a. viel als Sackware nach Italien, wo sie für die häufig eingesetzten Pelleteinzelöfen sehr gefragt sind.


Da die Bundes- und Landesregierung keinen Einfluss auf den Öl- und Gaspreis hat, hoffen die Podiumsteilnehmer darauf, dass sie von anderer Seite politisch unterstützt werden. „Wir halten die steuerliche Abschreibungsmöglichkeit für einen guten Anreiz, die Bevölkerung zu einer Holzheizung zu bewegen“, regt Sopper an.


Lingner dazu: „Steuerliche Anreize sind interessant, müssen aber in die richtige Richtung gehen, also in Richtung Klimaschutz.“ Er spricht sich damit eindeutig dagegen aus, Wärmepumpen zu fördern, die derzeit aufgrund des deutschen Strommixes mit seinem hohen Kohlestromanteil wenig für den Klimaschutz beitragen würden. Ebenso kontraproduktiv sei eine Förderung von Öl- oder Gasheizungen.

Als Flaschenhals sieht nicht nur Lingner das Heizungshandwerk. Denn wenn der Heizungsmonteur vor Ort eine Öl- und Gasheizung empfehlen würde, gehen auch die meisten Endverbraucher den Weg des geringsten Widerstands und wählen keine Holzheizung.


„Wir müssen daher wegkommen von der reinen Preisdiskussion und beim Holz wieder stärker mit Klimaschutz und Versorgungssicherheit mit einer heimischen Energiequelle argumentieren“, fordert HDG-Geschäftsführer Ecker.

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