Seit dieser Woche läuft in Karlsruhe die erste Pilotanlage zur Herstellung eines synthetischen Kraftstoffs aus Stroh nach dem so genannten Bioliq-Verfahren. Die am Karlsruher Institut für Technologie entwickelte Anlage ist nach über sechsjähriger Bau- und Entwicklungszeit jetzt vollständig in Betrieb und produziert etwa 1 t Kraftstoff pro Tag. Das Gesamtprojekt hat 64 Mio. Euro gekostet, die Hälfte davon hat das KIT als Fördermittel vom Bund und der EU erhalten.
Das Bioliq-Verfahren basiert wie die im sächsischen Freiberg von der Firma Choren entwickelte Kraftstoffproduktion auf der Vergasung, um aus Biomasse einen flüssigen Kraftstoff zu erzeugen (Biomass-to-Liquid, BtL). Aber anders als beim Hersteller Choren, der nie über das Versuchsstadium hinaus gekommen ist und schließlich Insolvenz anmelden musste, erfolgt die Bioliq-Synthese des KIT in vier Stufen. Stroh und andere Reststoffe mit einer geringen Energiedichte sollen zunächst in kleinen, dezentralen Anlagen per Schnellpyrolyse in eine rohölartige Substanz (Biosyncrude) umgewandelt werden. Dieses hat eine hohe Energiedichte und kann über weite Transportstrecken gefahren werden. In einer zentralen Anlage wird das Biosyncrude bei hohen Temperaturen und unter Druck in ein teerfreies Synthesegas weiterverarbeitet. Eine Heißgasreinigung trennt anschließend Störstoffe wie Partikel, Chlor-, Schwefel- und Stickstoff-Verbindungen ab. In der abschließenden Synthesestufe sollen maßgeschneiderte Kraftstoffe und chemische Grundprodukte entstehen. Sie lassen sich beispielsweise in Dieselmotoren und Flugzeugen einsetzen.