Hat das Bundesumweltministerium Biogas bereits abgeschrieben oder ist den Beamten in Berlin einfach nur ein peinlicher Fehler unterlaufen? Diese Frage beschäftigt derzeit die Biogasbranche.
Darum geht es: Gestern diskutierten Vertreter der Erneuerbaren-Energien-Branche zusammen mit dem Bundesumweltministerium (BMU) in Berlin unter anderem über das Potenzial der Biogaserzeugung in Deutschland. Die beiden Spitzenverbände der Branche – der Fachverband Biogas und der Biogasrat+ – bewerteten die Ergebnisse anschließend als positiv. Für massiven Ärger und einige Verwirrung sorgte allerdings eine Zusammenfassung des Gespräches aus dem BMU. Deren Inhalt passte offensichtlich rein gar nicht zu den eigentlichen Ergebnissen des Treffens. Denn darin soll es sinngemäß heißen: Das Potenzial für die Biogaserzeugung in Deutschland ist ausgereizt. Ein weiteres Wachstum ist nicht möglich.
Stand das Urteil vorher fest?
Der Biogasrat schreibt hingegen: „Die 2. EEG-Dialogveranstaltung des Bundesumweltministers zum EEG mit dem Schwerpunkt Biogas wurde zwar von Peter Altmaier mit einem Bekenntnis zu seiner umstrittenen Strompreisbremse eröffnet, fand dann doch ohne ihn statt. Grippe. Das machte aber nichts, weil die Zusammenfassung der Ergebnisse durch seinen Abteilungsleiter für die Energiewende offenbar schon vorher geschrieben war und nicht mit der Diskussion zu tun hatte, die zuvor geführt worden war.“ Und der Fachverband Biogas merkt in einer Stellungnahme an: „Leider spiegelt die Zusammenfassung des Bundesumweltministeriums (BMU) zur Dialogkonferenz, dass keine zusätzlichen Potenziale für einen Biogasanlagenzubau gesehen werden, in keiner Weise die Ergebnisse des konstruktiven Dialogs wieder.“
Nicht nur bei den Vertretern der Biogasbranche, sondern auch bei vielen anderen Konferenzteilnehmern verhärtete sich der Eindruck: Das BMU hat sich ungeachtet der Diskussionen bereits sein Urteil gebildet.
Noch Potenzial vorhanden
„Wir haben, z.B. auf Basis von Gülle und Bioabfällen, noch ein erhebliches Potenzial für neue Biogasanlagen in Deutschland, die klimaschädliche Methanemissionen vermeiden und ohne zusätzliche Flächeninanspruchnahme auskommen“, so der neue Präsident des Fachverbandes Biogas, Horst Seide. Laut Biogasrat sehen sogar Vertreter des Naturschutzes, die an der Diskussion teilnahmen, noch zusätzliche Möglichkeiten für den Energiepflanzenanbau in Deutschland. (-ro-)