Die deutsche Biosprit-Industrie ist geschockt. Nachdem gestern die EU-Kommission ihr Biosprit-Pläne offiziell vorgestellt hat, befürchten die Unternehmen Absatzeinbußen, Stellenabbau und womöglich eine Pleitewelle.
Der Vorschlag sieht vor, den Anteil von Biokraftstoffen aus Energiepflanzen von 10 auf 5 Prozent zu senken und ab 2021 auf 0 zu stellen. Als Ersatz sollen Anreize zur Erzeugung von Biokraftstoffen aus Abfällen und Reststoffen gesetzt werden, indem diese mit einem Bilanztrick ab sofort vierfach angerechnet werden.
Dietrich Klein, Geschäftsführer des Bundesverbandes der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe) geht davon aus, dass dadurch wieder mehr fossiles Benzin an den Tankstellen verkauft wird. "Diese Kehrtwende der europäischen Biokraftstoffpolitik ist ein fundamentaler Vertrauensbruch", so Klein. Investoren würden sich kaum noch einmal auf den Bestand politischer Entscheidungen verlassen und in neue Biokraftstoffanlagen investieren. Außerdem weist er darauf hin: "Weder sind genügend Abfälle und Reststoffe vorhanden, noch sind die kostspieligen Technologien für eine Produktion der nötigen Mengen Biokraftstoffe marktreif.“
"Greenpeace und Oxfam sind schuld"
Der Verbande der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) befürchtet, dass die deutsche Biokraftstoffindustrie ihre Produktion deutlich drosseln müsste. "Das führt zu Arbeitsplatzverlusten und mehr CO2-Ausstoß", so deren Geschäftsführer Elmar Baumann. Es sei zwar sinnvoll, dass die EU-Kommission ihre Politik insbesondere im Hinblick auf die Nachhaltigkeit überprüfe. „Wir können aber nicht hinnehmen, dass hier eine sachlich verfehlte, willkürliche Regelung eingeführt werden soll, weil Nichtregierungsorganisationen massiven politischen Druck auf die Kommission ausüben. Hier betreiben zum Beispiel Greenpeace und Oxfam sehenden Auges das Lobby-Geschäft der Ölmultis und verhindern den Ausbau der einzigen Alternative zu fossilen Kraftstoffen", sagte Baumann.