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Windenergie und Naturschutz: Pauschale Abstände helfen wenig

Mit konkreten Maßnahmen im Naturschutz ist Vögeln und Fledermäusen mehr geholfen als unsinnige Abstände zu Windparks oder dem Abschalten der Anlagen. Das zeigen jüngste Untersuchungen zum Thema "Windenergie und Vögel".

Lesezeit: 3 Minuten

„Nur wenn wir die Natur und ihre Wechselwirkungen sachgerecht beurteilen, können wir im Konflikt zwischen Windrädern und dem Naturschutz zu vernünftigen Lösungen kommen“, betont Günter Ratzbor, Geschäftsführer des Planungsbüros Schmal + Ratzbor aus Lehrte und naturschutzfachlicher Gutachter. Ratzbor, der sich seit über 20 Jahren mit den Umweltauswirkungen der Windenergie beschäftigt, mahnte auf dem 1. Niedersächsischen Branchentag Windenergie in Hannover vergangene Woche, sich wieder stärker auf das eigentliche Ziel des Natur- und Artenschutzes zu konzentrieren. „Artenschutz bedeutet Maßnahmen zu ergreifen, damit Tiere und Pflanzen an bestimmten Standorten erhalten bleiben“, erklärt er. Die biologische Vielfalt und die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts sollen auf Dauer gesichert werden. „Das Artenschutzrecht dient nur diesem Ziel und ist kein Selbstzweck. Ich habe aber das Gefühl, dass man dieses Ziel in vielen emotionalen Diskussionen aus dem Auge verloren hat“, kritisiert Ratzbor.


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Rotmilan hält sich nicht an die Planung


Das zeigt sich auch an vielen Leitlinien und Windenergierlassen zum Thema Naturschutz in den Bundesländern. Dort werden häufig pauschale Abstände zu einzelnen Arten verlangt. „Dabei verändert sich die Natur schneller als ein Raumordnungsplan“, spricht der Experte aus Erfahrung. So kann es sein, dass ein Rotmilan im drei- bis fünfjährigem Planungszeitraum eines Windpark seinen Horst mehrfach verlegt und der ursprünglich festgelegte Abstand am Ende keine Bedeutung mehr hat. Kritisch sieht Ratzbor zudem fragwürdige Untersuchungsmethoden wie der Netzfang von Fledermäusen, um sie zu untersuchen und mit kleinen Sendern auszustatten. Damit soll die Bewegung der Tiere erfasst werden. „Dieser Eingriff auf die Tiere und ihren Lebensraum kann gravierender sein als die späteren Folgen der Windenergie“, merkt er kritisch an.


Untersuchungen bringen wenig


Zudem ist der Erkenntnisgewinn aus diesem Monitoring so gut wie bedeutungslos. Denn auch wenn die Gutachter einen unterdurchschnittlichen Bestand feststellen, fordern die Behörden „zur Sicherheit“ größere Abstände oder Abschaltzeiten der Windräder. Daher wird laut Ratzbor immer mehr Geld für immer tiefergehende Untersuchungen ausgegeben, die am Ende wenig bringen: „Besser wäre es, dieses Geld in konkrete Naturschutzprojekte anzulegen."


Wissenschaft zu wenig berücksichtigt


Viele pauschale Abstände stützen sich auch nur auf Vermutungen. Ob die Arten tatsächlich dadurch mehr geschützt werden, ist dagegen völlig unsicher. Sinnvoller sei es, die Auswirkungen der Windenergie auf die Arten zu kontrollieren und unabhängig vom Einzelfall durch vorsorgende Maßnahmen einen Rückgang des Bestandes zu verhindern. Das schließt Ratzbor u.a. aus einer jüngst veröffentlichten Greifvogelstudie aus Nordrhein-Westfalen. Darin zeigt sich, dass beispielsweise der Rotmilan im Laufe des mehrjährigen Monitorings an Windparks näher herangerückt ist und sein Bestand leicht zugenommen hat. Auch der Seeadler, die am meisten kollisionsgefährdete Greifvogelart, hat trotz Windparks in ihrem Lebensraum im Bestand deutlich zugenommen.

Ebenso kritisch sieht Ratzbor es, dass bestimmte Arten als „windkraftlrelevant“ in den Leitlinien und Erlassen auftauchen wie z.B. Ortolan, Heidelerche oder Uhu, obwohl es kaum Kollisionen mit Windrädern gibt.

Ratzbors Fazit: „Windenergie hat ganz klar Folgen für die Natur. Diese sind aber weitaus geringer, als der Zeitgeist sich das vorstellt.“ Bei Erlassen und Empfehlungen wünscht sich der Gutachter in Zukunft, dass sie sich wieder mehr an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren.

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