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Windkraft: „Miteinander reden statt übereinander!“

Auf dem Windenergietag in Niedersachsen diskutierten Politiker und Fachleute über Maßnahmen, mit denen sich die Akzeptanz von Windparks steigern lässt.

Lesezeit: 5 Minuten

Niedersachsen ist deutschlandweit das Bundesland mit den meisten Windenergieanlagen, sowohl an Land als auch auf See. „Es gibt in Niedersachsen 130 Energiegenossenschaften, die pro Energiewende sind, aber auch rund 100 Bürgerinitiativen gegen Windparks“, beschreibt Maaret Westphely, Sprecherin für Wirtschaft  in der niedersächsischen Landtagsfraktion der Grünen, warum die Bevölkerung in puncto Windenergie zwiegespalten ist.


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Doch Niedersachsen ist noch keineswegs am Ende des Windkraftausbaus: Bis zum Jahr 2050 soll die Leistung von 7800 MW auf 20.000 MW nahezu verdreifacht werden. Um Konflikte zu vermeiden, ist also eine hohe Akzeptanz der Bevölkerung gefragt. Welche Herausforderungen und Lösungen es dazu gibt, diskutierten kürzlich auf dem 2. Windbranchentag in Hannover Politiker, Gemeindevertreter und Windparkplaner.


„Voraussetzung für Akzeptanz ist ein Dialog auf Augenhöhe“, ist Westphely überzeugt. Dabei sei eine Lösung wichtig, bei der beide Seiten von Maximalforderungen abrücken. Konfliktfelder sieht sie u.a. im Naturschutz oder der Geräuschbelästigung der Anwohner. Wichtig sei es, dass beide Seiten Lösungen anbieten, z.B., dass die Anlagen nachts auf Teillast gefahren oder bei Fledermausflug begrenzt abgeschaltet werden. Interessiert würde Niedersachsen das Beteiligungsgesetz in Mecklenburg-Vorpommern beobachten. „Das ist aber aus unserer Sicht sehr kompliziert, es gibt andere Möglichkeiten, um Bürger an der Wertschöpfung zu beteiligen“, erklärt sie.


Für nachahmenswert hält sie das „Dialogforum ErneuerbareEnergien und Naturschutz“, das NABU und BUND in Baden-Württemberg zusammen mit Fachbehörden ins Leben gerufen haben. Das sei eine sehr gute Möglichkeit, um die Konfliktmoderation zu unterstützen. Auf Landesebene soll der Windenergieerlass in Niedersachsen demnächst bessere Orientierung für alle Seiten geben. „Es ist aber auch wichtig zu sagen, dass festgelegte Abstände die Akzeptanz nicht verbessern. Das zeigen Studien sehr deutlich“, betont Westphely.  


Das sieht der energiepolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Dr. Gero Hocker, anders. Abstände können sehr wohl die Akzeptanz erhöhen, wie er von Bürgerinitiativen gegen Windparks weiß. Wichtig sei aus seiner Sicht, die Bevölkerung frühzeitig über neue Windparks zu informieren. Allerdings schwinde die Akzeptanz für Windenergie nach und nach, was man auch an der Gründung eines Dachverbandes aller Bürgerinitiativen in Niedersachsen ableiten könne. „Viele Bürger haben Angst, dass ihre Immobilie an Wert verliert. Daher ist Entfernungsregelung nicht unwichtig“, ist er überzeugt. Er plädiert nicht nur dafür, die  Windkraftgegner bei der Erstellung des Windkrafterlasses einzubeziehen, sondern auch dafür, dass Befürworter bzw. Fachleute z.B. vom Bundesverband Windenergie (BWE) bei Versammlungen der Bürgerinitiativen dabei sind, um Fachwissen in die oft unsachliche Diskussion zu tragen.  


Wilhelm Wilberts,stellvertretender Landesvorsitzender des BWE Niedersachsen-Bremen und Geschäftsführer des Planungsbüros Agro-Wea hält die Angst vor hohen Grundstückspreisen für unbegründet. Das Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen (LGLN), Regionaldirektion Aurich, hat in seinem Grundstücksmarktbericht nachgewiesen, dass Windenergieanlagen keine negativen Auswirkungen auf die Kaufpreise benachbarter Häuser hatten. Dabei hat das Landesamt Grundstücksverkäufe von 2005 bis 2012 berücksichtigt. Für Wilberts ist nach der Erfahrung von 150 aufgestellten Windrädern in Niedersachsen klar: Die Bürger akzeptieren die Windenergie, wenn sie von den Anlagen profitieren. Darum plädiert er dafür, Bürger und Grundstückseigentümer von Anfang an zu beteiligen. Viele Argumente der Windkraftgegner, die sich in den vergangenen zehn Jahren als unbegründet erwiesen haben, kämen jetzt im Binnenland neu auf, werden aber auch dort im Sande verlaufen, ist er überzeugt: „Vieles ist eine Gewöhnungsfrage.“


Ein großes Problem sieht er im überzogenen Naturschutz. Die Politik müsse es auch anerkennen, dass sich Vogelpopulationen in der Nähe von Windparks auch vergrößern. „Es fördert die Akzeptanz nicht, dass man Vögeln breiten Raum gibt und ihn den Menschen nimmt“, macht er seinen Standpunkt deutlich.

Für wichtig hält er auch ein praxistaugliches System, um die aus seiner Sicht unsinnige nächtliche Befeuerung der Anlagen zu reduzieren. Es gäbe zwar endlich ein zugelassenes System auf dem Markt, das aber unbezahlbar sei.


Dem pflichtet Michael Hook,Bürgermeister derGemeinde Dornum (Ostfriesland)bei. In der Gemeinde gibt es 110 Windenergieanlagen. „Gerade im Herbst fangen sie schon früh abends an zu blinken. Eine technische Lösung für die Flugsicherheit ohne das Licht wäre sehr hilfreich.“

Aus seiner Sicht hat die Entscheidung der Gemeinde, selbst einen Windpark zu betreiben, sehr zur Akzeptanz beigetragen. Das sei die beste Form der Bürgerbeteiligung, da alle davon profitieren. Denn die Gemeinde verwendet die Einnahmen dazu, um kommunale Abgaben nicht erhöhen zu müssen. Die Kommunen hätten bei der Akzeptanz eine Schlüsselrolle, da sie diese vor Ort herstellen müssten. „Wenn wir die Energiewende wollen, müssen die Anlagen ja irgendwo stehen“, sagt er ganz pragmatisch.

Sehr negativ für ihn ist die Abstandsregelung (10H-Regelung) aus Bayern. Denn Kritiker halten diese inzwischen für Standard und monieren, dass sich die niedersächsischen Behörden nicht daran halten würden.


Für Matthias Rudloff,Geschäftsführer und Leiter Projektentwicklung Wind bei derEnercity Erneuerbaren GmbHaus Hannover, gibt es kein Patentrezept für eine höhere Akzeptanz. Pauschal seien die meisten Bürger in Umfragen für die Windkraft. „Aber je näher man an konkrete Standorte kommt, desto größer ist in letzter Zeit die Ablehnung“, hat er beobachtet. Auch fehlen ihm in den Kommunen engagierte Vorreiter, oft stößt er dort auf Zurückhaltung.  Daher müsse man der Kommunalpolitik die mögliche Wertschöpfung eines Windparks vor Ort verständlicher machen.


Rudloff sieht es sehr kritisch, dass Naturschutzthemen von Windkraftgegnern missbraucht werden. „Mein Appell: Wir sollten uns von diesen Leuten nicht auseinander driften lassen!“

Potenzial sieht er in der regionalen Stromvermarktung. Viele Menschen in der Nähe von Windparks hätten gern Strom von diesen Anlagen. Aber mit den aktuellen energiepolitischen Rahmenbedingungen sei das nicht möglich. Daher fordert Rudloff die Politik auf, hier endlich Lösungen zu schaffen.

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