In diesen und im kommenden Jahr könnten in Deutschland Windenergieanlagen mit mindestens 4000 Megawatt (MW) Leistung installiert werden. Im Jahr 2017 dagegen könnte der Ausbau wegen der dann geplanten Ausschreibung der Stromvergütung auf 2500 MW drastisch einbrechen, erwartet Klaus Övermöhle von der Övermöhle Consult & Marketing GmbH. Er stützt sich dabei u.a. auf Aussagen von rund 140 Windparkprojektierern aus Deutschland.
Wie der Experte gestern auf dem Windmesse-Symposium in Hamburg deutlich machte, erlebt Deutschland momentan einen neuen Windkraftboom. Viele Regionen hätten neue Windeignungsflächen ausgewiesen, vor allem in Schleswig-Holstein, das mit 500 MW installierter Leistung im Jahr 2014 deutscher Spitzenreiter war. Zudem würden Bürgerwindparks zunehmend die Akzeptanz in der Bevölkerung fördern. Auch hätten bis auf Bayern viele süddeutsche Bundesländer ihre jahrelange Blockadehaltung gegen Windenergie aufgegeben.
Mit höheren Türmen und Anlagen mit größeren Rotordurchmessern könnten die Hersteller jetzt auch Techniken für windschwächere Standorte liefern. „Zudem gibt es in Deutschland noch erhebliches Potenzial für das Repowering“, betont Övermöhle. Denn zwischen 1991 und 2001 wurden etwa 11400 Windenergieanlagen aufgestellt, von denen nach bisherigem Kenntnisstand etwa 2059 Anlagen mit 1540 MW repowert worden seien. Bei vielen älteren Anlagen würden jetzt Ersatzinvestitionen anstehen, sagt er. „Windstandorte sind knapp, daher müssen wir sie mit modernen Anlagen optimal nutzen“, fordert der Windmarktexperte.
Trotz der starken Nachfrage seien die Anlagen verfügbar, es gäbe keine Knappheit auf dem Markt. Denn viele Hersteller hätten in den vergangenen Jahren ihre Produktionskapazitäten ausgebaut. Außerdem würden in europäischen Ländern wie Spanien, Portugal, Rumänien, Bulgarien, aber auch in den USA momentan weniger neue Windparks gebaut. Da auch Rohstoffe wie Stahl oder Öl günstig sowie Zinsen niedrig seien, blieben auch die Anlagenpreise stabil.
Die wirtschaftlichen Aussichten für Windenergie an Land sind laut Övermöhle bis Ende 2015 gut. Schon ab 2016 verschlechtern sich die Rahmenbedingungen wegen der dann quartalsweise deutlich sinkenden Stromvergütung. Ab 2017 gäbe es zudem die Unsicherheit, wie sich das neue Ausschreibungsverfahren entwickeln wird. „Auch schnell steigende Zinsen wären ein weiteres Risiko“, erklärt er.