Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat an die Wirtschaft appelliert, sich stärker in die Biokraftstoffforschung einzubringen. Anlässlich des Symposiums "Neue Biokraftstoffe 2010" der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) vergangene Woche in Berlin erläuterte Abteilungsleiter Clemens Neumann aus dem Agrarressort den Forschungsbedarf der nächsten Jahre.
Weitere motorenkompatible Kraftstoffe müssten entwickelt werden, die effizient und nachhaltig hergestellt seien und eine gewisse Versorgungssicherheit gewährleisten könnten. Vorhandene Kraftstoffe wie Ottokraftstoff mit zehnprozentiger Ethanolbeimischung (E10) und Diesel mit 7 % biogenem Anteil (B7) müssten optimiert werden. Biokraftstoffe der zweiten Generation und andere Alternativen wie Biomethan sollten weiter unterstützt werden. Für Deutschland und Europa wäre es wünschenswert, so Neumann, wenn die Wirtschaft stärker in Forschung und Entwicklung einsteigen würde wie der Konzern BP in den USA. Das Unternehmen forscht beispielsweise nach eigenen Angaben zur Produktion von Biodiesel mit Hilfe von Mikroorganismen, zu Biobutanol und zu Zelluloseethanol.
Die FNR veranstaltete das Symposium nach 2008 zum zweiten Mal. Für Geschäftsführer Dr. Andreas Schütte zeigt der hohe Zuspruch das breite Interesse und die Brisanz des Themas. Einzelne Fachthemen wurden in Fachsymposien besprochen. Die Herstellung synthetischer Biokraftstoffe war ebenso Thema wie neue Prozesse und Entwicklungen im Bereich der Alkohole. Außerdem wurden neue Erkenntnisse bei der Biokraftstofferzeugung aus Algen und Altfetten vorgestellt. Im Forum "Strategien und Optionen" reagierte Dr. Klaus Picard vom Mineralölwirtschaftsverband (MWV) auf den Appell von Neumann. In den USA seien die Investitionsbedingungen offener als hierzulande, erklärte Picard. Er begrüße aber den Paradigmenwechsel in der deutschen Politik von Beimischungsquote hin zur Klimaquote ab 2015. Damit sei ein technologieoffener Klimaschutz möglich.
Der MWV möchte aber noch weiter gehen. Letztendlich müsse sich die Technologie durchsetzen, welche die größte CO2-Reduzierung zu den geringsten Kosten bereitstellen könne. Hierfür müsse sich das Selbstverständnis der Rohstoffverarbeiter ändern, nämlich vom Biokraftstoffhersteller zum Klimagasminderer.