Hessens Umweltministerin Lucia Puttrich hat am Montag in Wiesbaden Deutschlands größtes Solardachkataster freigeschaltet. „Das Solardachkataster bietet Bürgern unabhängige und neutrale Informationen, ob ihr Dach für die solaren Strom- oder Wärmeerzeugung geeignet ist und ob diese Investition wirtschaftlich ist“, sagte Puttrich bei der Vorstellung des rund 290.000 Euro teuren Pilotprojektes SolarDachHessen.
Das Pilotgebiet umfasst 32 Kommunen, darunter den gesamten Main-Taunus-Kreis, einen großen Teil der Stadt Frankfurt sowie Gemeinden aus den Landkreisen Hoch-Taunus, Main-Kinzig, Rheingau-Taunus, Gießen, Marburg-Biedenkopf, Lahn-Dill. Die Gesamtfläche des Pilotprojekts beträgt rund 1.000 Quadratkilometer und umfasst ca. 580.000 Gebäude.
Hintergrund
Das Solardachkataster gibt für jedes einzelne Dach Auskunft über die Eignung des Daches für Photovoltaik und Solarthermie, die Größe der geeigneten Dachfläche, den passenden Modultyp, den potenziellen Stromertrag, die CO2-Einsparung und das Investitionsvolumen. Die Berechnung des solaren Energiepotenzials bestehender Dachflächen basiert auf hochaufgelösten Laserscan-Daten, die mittels einer Befliegung gewonnen wurden. Die Befliegung der gesamten Landesfläche wird voraussichtlich Ende des Jahres abgeschlossen sein.
Durch das Zusammenwirken unterschiedlichster Katasterdaten und einer Simulation der Sonneneinstrahlung über den Tag und das Jahr hinweg kann für jede einzelne Dachfläche der zu erwartende Stromertrag exakt berechnet werden. In das Projekt eingebunden sind die Fachhochschule Frankfurt, das Hessische Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation (Befliegung und Bereitstellung der Daten) und das Hessische Landesamt für Umwelt und Geologie (Erstellung des Internetviewers und Aufbereitung der Daten für die Visualisierung)
Ehrgeizige Ziele
„Die Photovoltaik ist ein wichtiges Standbein der zukünftigen Stromversorgung, das wir weiter ausbauen. Allerdings muss dies so erfolgen, dass die Stromversorgung sicher und bezahlbar bleibt“, so Puttrich. „Wir wollen den Endenergieverbrauch in Hessen möglichst zu 100 % aus erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2050 decken. Dabei spielt die solare Energienutzung eine wichtige Rolle. Der Energiegipfel hat das Potenzial der photovoltaischen Solarnutzung mit 6 TWh/a beschrieben. Hinzu kommt noch einmal die Solarthermie im Wärmebereich“, sagte die Ministerin.
Puttrich machte deutlich: „Wir brauchen den Zubau von Photovoltaik, aber wir brauchen ihn synchron zum Ausbau der Netze.“ Es sei deshalb richtig auf das Ungleichgewicht in der Förderung von erneuerbaren Energien zu reagieren. Eine Anpassung des EEG sei erforderlich, da die hohen Zuwachsraten bei Photovoltaikanlagen in Deutschland nicht länger finanzierbar seien, so Puttrich. Der so genannte „atmende Deckel“ sorge dafür, dass ein vernünftiger Zielkorridor beim Ausbau eingehalten werde. „Das ist das richtige Mittel, um den Zubau zu korrigieren“, so Puttrich.
Ein über diesen Zielkorridor hinausgehender Zubau führt nicht nur zu einer höheren EEG-Umlage sondern berge auch das Risiko von unverhältnismäßig hohen Kosten für den Netzausbau. Ziel sei es, dass die Photovoltaik in Zukunft ohne eine Förderung marktfähig werde. (ad)