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„Die PV-Industrie wird sich komplett verändern“

Die Photovoltaikindustrie befindet sich weltweit in einem großen Umbruch. Daran hat die hektische Änderung der Förderbedingungen in Deutschland nur bedingt Einfluss, machte Dr. Tim Meyer auf der Tagung „Energy 2050“ der Energieforschungsplattform Enerio am Montag in Oldenburg deutlich.

Lesezeit: 3 Minuten

Die Photovoltaikindustrie befindet sich weltweit in einem großen Umbruch. Daran hat die hektische Änderung der Förderbedingungen in Deutschland nur bedingt Einfluss, machte Dr. Tim Meyer auf der Tagung „Energy 2050“ der Energieforschungsplattform Enerio am Montag in Oldenburg deutlich. Der Unternehmensberater ist Geschäftsführer der DTMC aus Hamburg und seit mehreren Jahren in der Solarbranche tätig. „Die gegenwärtige Krise der Solarbranche wurde von den enormen Aufbau von Überkapazitäten verursacht“, erklärte Meyer den rund 120 Teilnehmern und macht damit klar, dass auch eine mögliche Verbesserung der Solarförderung im aktuellen Gesetzgebungsverfahren das Firmensterben nicht aufhalten wird.

 

Die Gründe liegen laut Meyer auf der Hand: Im Jahr 2008 kostete ein Solarmodul noch 3 € je Watt, es gab nur einen mäßigen Preisverfall. In Erwartung eines wachsenden, lukrativen Marktes sind viele Unternehmen auf den Zug aufgesprungen, es hat einen massiven Aufbau an Produktionskapazitäten gegeben. Zwar hat der Zubau in den letzten fünf Jahren tatsächlich um 70 % zugelegt. Aber dafür haben auch die Preise massiv nachgegeben.

 

Heute kostet ein Modul nur noch 70 Cent je Watt. „Soviel Module kann man gar nicht verkaufen, um den Umsatz zu halten“, merkt Meyer an. Dazu kommt die teilweise chaotische Reaktion der Politik in einzelnen Ländern. Meyer nennt Spanien und Tschechien als Beispiele, bei denen die Politik nach einem Vollgas in der Förderung eine Vollbremsung eingelegt und den Markt fast zum Erliegen gebracht hat. „Die Unternehmen sind daher nur auf das Tagesgeschäft fokussiert, sie müssen ständig beobachten, wo Märkte explodieren und wieder einschlafen“, berichtet der Unternehmensberater. Für wichtige strategische Fragen oder Weiterentwicklungen bleibt dabei keine Zeit.

 

Dazu kommt aus Meyers Sicht, dass die Photovoltaik-Branche wie kein anderer Industriezweig zersplittert ist. Es gibt hunderte Hersteller von Zellen, Wafern und Modulen sowie tausende Händler und Installateure. „Auf Messen wie der Intersolar sieht man gefühlt 1000 Hersteller mit dem gleichen Produkt, die sich kaum voneinander unterscheiden“, meint Meyer. Kurzum: Es gibt zu viele kleine Firmen, die künftig allein nicht überleben werden.

 

Die meisten Unternehmen schreiben  mittlerweile Quartalsverluste von hunderten Millionen Euro – auch chinesische Hersteller. Diese haben jedoch wegen der massiven Unterstützung durch die chinesische Regierung über günstige Kapitalspritzen einen strategischen Vorteil.

 

Dennoch versuchen laut Meyer viele Unternehmen, sich an internationale Hersteller oder Investoren zu verkaufen. Doch diese haben meist selbst genug Probleme. Auch bieten gerade deutsche Unternehmen für sie keinen Kaufanreiz mehr, da die deutsche Politik die Förderbedingungen verschlechtern will und der Eintritt in den deutschen Markt keine lukrative Option mehr ist.

 

Meyer sieht dagegen für die Hersteller, die überleben werden, nur die Flucht nach vorn. „Sie müssen Produkte anbieten, die nicht gegen asiatische Billigware austauschbar sind“, rät er. Dazu gehören z.B. neue Dienstleistungen wie die Stromvermarktung. Dafür muss die Politik allerdings neue Rahmenbedingungen schaffen, zum Beispiel über die Änderung des Energiewirtschaftsgesetzes. Heute lässt sich Solarstrom zu Vollkostenpreisen von 12 bis 14 Cent je Kilowattstunde produzieren. Daher reicht das Erneuerbare-Energien-Gesetz für die weitere Marktintegration nicht mehr aus. Meyer: „Es war ein extrem erfolgreiches Instrument, um die erneuerbaren Energien nach vorn zu bringen. Aber in seiner jetzigen Struktur ist es zu sehr in die Jahre gekommen und ist für das weitere Marktwachstum nicht mehr hilfreich.“ (Hinrich Neumann)

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