Umweltexperte Prof. Klaus Töpfer sowie verschiedene Branchenvertreter der erneuerbaren Energien fordern, die Energiewende in größeren und radikaleren Zusammenhängen zu sehen. Der ehemalige Bundesumweltminister sprach sich auf der Jahrestagung des Handelsblattes zu erneuerbaren Energien in der vergangenen Woche in Berlin für eine stärkere europäische Perspektive aus.
Der Vorsitzende der Ethikkommission Sichere Energieversorgung erklärte, im Vorfeld des Gesetzespaketes zur Energiewende sei in Deutschland zu wenig um Offenheit und Kooperation mit den europäischen Nachbarn gerungen worden. Niemand wolle, dass Deutschland energieautark werde. Austausch und Zusammenarbeit mit europäischen Nachbarn blieben wichtig. Trotz des europäischen Blicks müsse aber auch konkret vor Ort begonnen werden. Wenn die Energiewende in Deutschland gelinge, wäre das ein massiver Standortvorteil für das Land. Wichtig sei allerdings, dass die Wende ein Gemeinschaftswerk bleibe, das von der Gesellschaft mitgetragen werde. Die Strompreise dürften sich nicht „zu einer sozialen Frage“ auswachsen.
Der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, bezeichnete den Netzausbau als Hauptaufgabe der Energiewende. Die Summe der Ausbauziele der Bundesländer würden die des Bundes bei weitem überbieten. Demnach könnten in zehn Jahren 50 % der benötigten Energie aus regenerativen Quellen gewonnen werden. Diese Prognosen wirkten sich auch auf den nötigen Netzausbau aus. Dabei sollte die Maxime gelten, dass „Kleid lieber weiter als eng“ zu machen.
Kurth betonte, erneuerbare Energien seien nicht dezentral zu produzieren. Vielmehr würden Windenergie im Norden Deutschlands in On- und Offshoreanlagen sowie Photovoltaik in Süddeutschland verstärkt ausgebaut.
Stephan Kohler, Geschäftsführer der Deutschen Energie-Agentur (dena) sprach sich für eine Akzeptanzoffensive in der Bevölkerung aus. Den Bürgern müsse klargemacht werden, dass die Energiewende nur mit dem Ausbau der Infrastruktur zu haben sei. Vor allem wegen der überraschenden Dynamik bei Windkraftanlagen in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und den neuen Bundesländern sei der Netzausbau stärker als bisher angenommen voranzutreiben. (AgE)