Für die Solarbranche ist es ein Trauma: Vom Retter der Energiewende bis zum Preistreiber der Stromkosten hat es gerade einmal zwölf Monate gedauert. Über Nacht will die Bundesregierung jetzt die Einspeisevergütungen drastisch kappen. Mit vorausschauender Politik hat das nichts zu tun.
Ganz unschuldig ist die Solarlobby daran aber nicht. Aus Sicht vieler Bürger treffen die Kürzungen nur eine Reihe von Gutverdienern und Landwirte, die auf Kosten der Allgemeinheit satte, staatlich garantierte Gewinne einstreichen und dafür nur sehr wenig zur Stromversorgung beitragen, die noch dazu vom Wetter abhängig ist.
Das stimmt so natürlich nicht. Bislang hat die Branche es aber nicht geschafft, dieses verzerrte Bild gerade zu rücken. Und genau deshalb konnten Rössler und Röttgen ihre radikalen Pläne auch ohne großen Widerstand in der Bevölkerung durchdrücken.
Als nächstes könnte die Biogasbranche ins Visier der Politik rücken: Sie ist nun die teuerste alternative Energiequelle. Dafür gibt es zwar gute Gründe. In den Köpfen der meisten Deutschen hat sich aber leider das Bild der umweltzerstörenden maisfressenden Anlage festgesetzt, die den Bürgern das Geld aus der Tasche zieht und die Pachtpreise nach oben treibt.
Die Biogasbranche sollte daher aus den Fehlern der Solarindustrie lernen. Dafür hat sie gute Argumente. Biogasstrom ist grundlastfähig. Der Maiseinsatz geht Schritt für Schritt zurück. Die Biogaser setzen immer stärker auf Reststoffe.
Bei den Verbrauchern ist das aber noch nicht angekommen. Was fehlt, sind breit angelegte Infokampagnen im Radio, im Fernsehen und in der Tagespresse. Oder wo sind die Angebote für die Kindergärten und Schulen, um sich sachlich mit dem Thema auseinandersetzen zu können? Und warum gibt es nicht einmal im Jahr einen deutschlandweiten Tag der offenen Biogasanlage?
Biogas ist eine - wenn nicht sogar die wichtigste - Stütze der Energiewende. Das muss aber auch in den Köpfen der Bevölkerung ankommen.
Diethard Rolink