Tausende Windräder, Biogasanlagen und Wasserkraftwerke schalten sich bei starken Belastungen des Stromnetzes automatisch ab. Dadurch wird die Gefahr eines flächendeckenden Stromausfalls stark gesteigert. Die Bundesregierung will daher eine Nachrüstaktion starten, die zwischen 65 und 175 Millionen Euro kosten könnte. Das berichtet Spiegel Online aus Kreisen des Bundeswirtschaftsministeriums.

Betroffen sind vor allem viele ältere Anlagen mit einer Gesamtleistung von über 20 Gigawatt. Etwa die Hälfte dieser Anlagen schaltet sich ab, sobald die Frequenz im Stromnetz über 50,5 Hertz steigt oder unter 49,5 Hertz fällt, bei den anderen 50 % geschieht dies unter 49 und über 51 Hertz. Ursprünglich haben große Kraftwerke das Netz stabil gehalten. Die Abschalt-Automatik der Ökostrom-Anlagen sollte ursprünglich dafür sorgen, dass dieser Mechanismus auch funktioniert. Dadurch, dass der Anteil der erneuerbaren Energien mittlerweile in manchen Monaten auf gut 20 % angestiegen ist und viele Atomkraftwerke abgeschaltet wurden, bricht die Stromproduktion jetzt jedoch zeitweise um mehrere Gigawatt ein. Das europäische Verbundnetz kann aber nur Leistungsausfälle von 3 Gigawatt ausgleichen. Durch die entstandene Stromlücke könnten Produktionsausfälle in den Fabriken in Milliardenhöhe entstehen.

Nach einer aktuellen Studie sind von der Umrüstung 315.000 Photovoltaik-Anlagen betroffen, die genaue Anzahl an Windrädern und Biogasanlagen kann noch nicht beziffert werden. Es wird zunächst festgestellt, welche Teile der Anlagen ausgewechselt werden müssen und ob sich die Umrüstung mit regulären Wartungsterminen verbinden lässt. Das Problem soll durch eine größere Bandbreite gelöst werden, bei der die Abschaltung nach und nach erfolgt. Zur Nachrüstung von Photovoltaik-Anlagen will die Bundesregierung zum 1. Januar 2012 eine Verordnung in Kraft setzen, Biogas und Windkraft werden folgen.