In den Vereinigten Staaten hat die Umweltbehörde (EPA) Biosprit-Beimischungsziele für die Ölindustrie bis 2022 und Klimaschutzziele für die Kraftstoffhersteller festgelegt. Gut zwei Jahre, nachdem der damalige Präsident George W. Bush ein Energiegesetz des Kongresses unterschrieb, mit dem die Beimischung bis 2022 auf 36 Mrd Gallonen (136 Mrd l) steigen soll, davon höchstens 57 Mrd l auf Maisbasis, stehen laut Pressedienst AgE nun weitere Zwischenschritte auf dem Weg dorthin fest.
Gut die Hälfte des Endziels, nämlich 18,15 Mrd Gallonen (68,7 Mrd l), sollen die Ölkonzerne bereits 2014 beimischen. Zudem gilt es in den kommenden Jahren steigende Quoten für Biokraftstoffe der zweiten Generation zu erfüllen. Hier hat die EPA, über ihre bisherigen Vorgaben hinaus, erstmals detaillierte Mengenvorgaben für Ethanol aus Zellulose, Biodiesel und summarisch für andere Biokraftstoffe der zweiten Generation gemacht. Im Jahr 2020 sollen diese neuen Produkte erstmals genauso viel zur Treibstoffversorgung der Vereinigten Staaten beitragen wie der herkömmliche Biosprit, der in den Vereinigten Staaten aus Mais gewonnen wird.
Anders als in Deutschland steckt die Biodieselproduktion in den Vereinigten Staaten noch in den Kinderschuhen. Probleme bereitet der Branche momentan, dass der Kongress eine bis Ende letzten Jahres befristete Steuerermäßigung für den in den USA meist aus Soja hergestellten Methylester bislang nicht verlängert hat.
Zweite wichtige Vorgabe im EPA-Biospritbeschluss ist die Festlegung von Treibhausgasbilanzen der wichtigsten Biokraftstoffe. So geht die Behörde davon aus, dass Bioethanol aus Mais die im Gesetz von 2007 fixierte Mindest-Klimagaseinsparung von 20 % erfüllt. Mindestens 50 % besser als fossiler Sprit sind im Hinblick auf die Klimawirkungen laut EPA-Beschluss hingegen Ethanol auf Zuckerrohrbasis, Biodiesel aus nachwachsenden Rohstoffen und Altfetten sowie aus Algen. Der Festlegung dieser Werte waren lange Diskussionen mit Beteiligten aus der Wirtschaft vorausgegangen. Die Korrektur der früheren Werte erklärte die Behörde jetzt mit ursprünglich zu gering angesetzten Erträgen im Pflanzenbau und mit einer veränderten Bewertung der Koppelprodukte für die Futtermittelwirtschaft. Das von der EPA herangezogene Kriterium der indirekten Landnutzungsänderungen dürfte eine Rolle beim relativ schlechten Abschneiden des Maissprits gespielt haben. Nunmehr findet sich Ethanol auf Zuckerrohrbasis - üblicherweise in Brasilien hergestellt - in einer besseren US-Klimaliga als das heimische Maisäquivalent. Der Ansatz der EPA zur Berechnung der Treibhausgaseinsparungen ist auch für die Europäische Union nicht unerheblich, denn erklärtermaßen beschäftigt sich die Brüsseler Kommission weiterhin mit dem Thema indirekte Landnutzungsänderungen (AGRA-EUROPE 50/09, EUROPA-NACHRICHTEN 6). In Deutschland werden die Treibhausgaseinsparungen spätestens 2015 maßgeblich, denn dann soll die Biosprit-Klimabilanz ausschlaggebend für die Anrechnung des Treibstoffs auf die Kraftstoffquoten werden.
