Die Energiewende wird keine Explosion der Strompreise hervorrufen. Zu diesem Schluss kommen Forscher des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin, die die Auswirkungen des Atomausstieges in Deutschland auf Strompreise und Klimaschutzziele untersucht haben.
Wie Prof. Claudia Kemfert und Dr. Thure Traber vergangene Woche vor Journalisten in Berlin erläuterten, sind die Großhandelsstrompreise in den vergangenen Jahren gestiegen, unabhängig vom Ausbau der erneuerbaren Energien. Der Atomausstieg wirke hier nun sogar preisdämpfend. Zudem könnten die Preiserhöhungen durch Effizienzsteigerungen und einer „klugen Steuerung“ des Stromangebots abgefedert oder sogar überkompensiert werden.
Insgesamt rechnen die Wissenschaftler für das Jahr 2020 mit Großhandelspreisen zwischen 5,1 Cent und 6 Cent pro Kilowattstunde. Die niedrigsten Preise werden bei einem weiterhin schwachen Emissionshandel, aber erfolgreicher Effizienzpolitik erwartet. Bei einem ungünstigen Verlauf lägen die Großhandelsstrompreise immerhin 35 % über den Preisen von 2010; die Erdgaspreise sollen allerdings im gleichen Zeitraum um 57 % steigen. Ausdrücklich ausgeklammert aus der Berechnung waren freilich die Umlage im Zuge des Erneuerbaren- Energie-Gesetzes (EEG), Netzentgelte und Steuern.
Die Umweltorganisation Greenpeace, die die Studie in Auftrag gegeben hatte, begrüßte die Ergebnisse. Energieexperte Niklas Schinerl äußerte die Hoffung, dass die Debatte sich damit wieder den positiven mittel- und langfristigen Effekten der Energiewende widme. Die Diskussion über kurzfristige Preissteigerungen wird seiner Ansicht nach vor allem von Interessensvertretern angetrieben, welche die Energiewende verzögern oder verhindern wollten.
Bezüglich der EEG-Umlage bekräftigte Schinerl die Position seines Verbandes, wonach die Ausnahmeregelungen für energieintensive Großindustrien wahllos seien und die Belastung von Verbrauchern und nicht berücksichtigten Wirtschaftszweigen unnötig erhöhten. Unterdessen prognostizierte der Vorstandsvorsitzende von Vattenfall Europe, Tuomo Hatakka, in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) Preissteigerungen für Privatkunden von 30 % bis 2020.