Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

Land & Leute

1. Unternehmerinnentag in Württemberg-Hohenzollern: Der Familienbetrieb

Hat der landwirtschaftliche Familienbetrieb Zukunft? Der Familienbetrieb ist in der Landwirtschaft ein Modell für die Zukunft – vorausgesetzt die Mitglieder sind sich neben den Chancen auch den Tücken dieses Konstruktes bewusst. Das ist kurzgefasst ein Fazit vom 1. Unternehmerinnentag des Landfrauenverbandes...

Lesezeit: 4 Minuten

Hat der landwirtschaftliche Familienbetrieb Zukunft?

Der Familienbetrieb ist in der Landwirtschaft ein Modell für die Zukunft – vorausgesetzt die Mitglieder sind sich neben den Chancen auch den Tücken dieses Konstruktes bewusst. Das ist kurzgefasst ein Fazit vom 1. Unternehmerinnentag des Landfrauenverbandes Württemberg-Hohenzollern am Samstag, 18.04.2015, in Bad Saulgau.

„Die Aufteilung der Rollen und Verantwortlichkeiten fällt im Familienbetrieb nicht immer leicht und das Verhältnis der einzelnen Mitglieder zueinander kann mitunter sehr fragil sein. So wird es zum Beispiel bei der Frage der Hofübergabe oft schnell an den Rand des Erträglichen gebracht “, erklärte Juliane Vees, Präsidentin des Landfrauenverbandes, anhand eines Mobiles. Sie forderte die rund 100 anwesenden Landfrauen dazu auf, in der Familie und gegenüber dem Partner auch schwierige Themen offen anzusprechen: „Gehen Sie mutig ihren Weg. Und dazu gehört eben auch, ab und zu einen Hustenanfall miteinzukalkulieren.“

 

Gertraud Hinterseer, Soziologin, Trainerin und Unternehmensberaterin aus Oberösterreich, hob in ihrem Vortrag die volkswirtschaftliche, gesellschaftliche und regionale Bedeutung von Familienbetrieben hervor. „Landwirtschaftliche Familienbetriebe wirtschaften nachhaltig und wertorientiert. Sie haben die Work-Life-Balance zwar ständig im Blick, allerdings gelingt sie nicht immer“, betonte die Expertin, die als Mediatorin bereits zahlreiche Konflikte auf landwirtschaftlichen Höfen begleitete.

Die vielen Vorteile und Stärken des Familienbetriebs, wie zum Beispiel die Möglichkeit zur Vereinbarung von Arbeit und Familie, die zeitliche und räumliche Flexibilität und der Gestaltungsspielraum, bergen laut Hinterseer auch gewisse Risiken.

„Durch die enge Kopplung von Familie, Betrieb und Eigentum ist eine gute Kommunikation im Familienbetrieb eine der größten Herausforderungen. Denn oftmals herrscht die Meinung vor: Wir reden ohnehin ständig miteinander“, so Hinterseer. Dadurch kämen viele Konflikte nicht zur Sprache oder erst, wenn es bereits zu spät sei.    

Wichtig sei deshalb, fixe Zeiträume für die Kommunikation miteinander vorzusehen. „Nehmen Sie sich dabei für jeden Lebensbereich bewusst Zeit. Versuchen Sie im Gespräch klar zu trennen: Wann reden wir als Paar und wann als Betriebsleiter? Und bereiten Sie sich bewusst auf diese Gespräche vor.“

Die Bäuerinnen auf dem Hof müssten vielfach auch über ihr eigenes Rollenbild nachdenken: „Gewinnen Sie immer wieder Abstand zu ihren verschiedenen Rollen auf dem Hof und gestalten Sie diese aktiv.“ Um die Aufgabenvielfalt im Betrieb ohne Stress zu meistern, riet Gertraud Hinterseer den Frauen, sich öfter mal helfen zu lassen und nicht so perfektionistisch zu sein. Gute Hilfsmittel für ein effektives Zeitmanagement seien Rituale, to do-Listen und Tages- sowie Wochenrückblicke.

 

Dass die Balance zwischen Arbeit und Leben auf vielen Höfen zunehmend gefährdet sei, war ein wichtiges Anliegen von Rolf Brauch vom Bildungshaus in Neckarelz. Er warnte in seinem Vortrag davor, die Ökonomie zum Motto des Lebens zu machen: „Wir leben in Zeiten der Volatilität, die viele Landwirte verunsichert. Viele suchen nach Halt und Sinn.“ Dem Trend nach immer größeren Betrieben müsse man widerstehen. „Gemeinsam groß“ halte er für die bessere Alternative. „Netzwerke sind in komplex-dynamischen Zeiten unverzichtbar“, gab Brauch den Frauen mit auf den Weg.

 

Auf die Notwendigkeit einer zusätzlichen privaten Alters-, Pflege- und Unfallvorsorge für Frauen im landwirtschaftlichen Betrieb wies Rechtsanwältin Nicole Spieß vom Landesbauernverband Baden-Württemberg hin. Auch bei der Absicherung für den Fall der Berufsunfähigkeit gebe es für viele Frauen noch Nachholbedarf: „Denn der Gesetzgeber gewährt hier nur eine Teilsicherung. Wenn diese nicht ausreicht, muss eventuell sogar der Hof verkauft werden“, warnte sie. „Frauen kümmern sich auf dem Hof meist um alles, nur nicht um sich selbst“, so die Erfahrung der Rechtsanwältin. Deshalb sei es für jede Landfrau sinnvoll, sich in Sachen eigener Absicherung umfassend beraten zu lassen und sich dabei nicht allein auf den Partner zu verlassen.

Silvia Lehnert



Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.