Zum dritten Mal trafen Entwicklungsorganisationen, ökologischer Landbau und Naturschutz mit Forschungsorganisationen, Pflanzenzüchtern und Verbänden beim 3. Runden Tisch Pflanzengenetik von Bundesforschungsministerin Annette Schavan zusammen. Prof. Joachim von Braun von der Uni Bonn stellte zunächst die großen Herausforderungen für die Landwirtschaft vor:
Nachfrage nach Nahrungsmitteln wird bis 2030 weltweit um 50 % steigen Rahmenbedingungen verschlechtern sich (Wasserknappheit, Flächenmangel) Dramatische Folgen des Klimawandels in einigen Regionen Zunahme der Menschen, die in absoluter Armut leben, um weitere 100 Mio. in den letzten Jahren
Bei den anschließenden Gesprächen hätten die Positionen gar nicht so weit auseinander gelegen, berichtet das Forschungsministerium weiter. Die Beiträge aus beiden Lagern hätten sich allenfalls in ihren Akzenten und Prioritäten unterschieden. Die Pflanzenzüchter und Agrarverbände betonten eher den hohen Stellenwert der klassischen Pflanzenzüchtung, neue molekularbiologische Methoden eingeschlossen, für die anderen stehe die Sicherung der Bodenfruchtbarkeit im Vordergrund. Wenig strittig auch, dass allein mit neuen Technologien die Probleme nicht zu lösen sind, sondern nur mit einem breiten systemischen Forschungsansatz. Verhärtete Fronten gab es erwartungsgemäß beim Thema Gentechnik. Argumente der GVO-Gegner:
Gentechnik widerspricht dem grundlegenden Prinzip, innerhalb ökosystemarer Belastungsgrenzen zu wirtschaften Landwirte würden in wirtschaftliche Abhängigkeiten von Agrarunternehmen getrieben Die bewährte Praxis des open source in der Pflanzenzüchtung wird untergraben Gentechnisch veränderte Pflanzen sind nicht eingrenzbar, eine Koexistenz ist prinzipiell unmöglich.
Forschungsministerin Schavan und die Befürworter argumentierten:
Es ist nicht gerechtfertigt, eine bestimmte Methode vor vorneherein auszuschließen Gentechnische Ansätze werden einen Beitrag zur Welternährung leisten, da robustere Pflanzen Dürre oder Kälteeinbrüche überstehen. Entwicklungsländer forschen bereits selbst an Wasser- und Ressourceneffizienz bei GVO-Pflanzen. Bis 2016 wollen Entwicklungs- und Schwellenländer in Asien und Südamerika 57 GVO-Pflanzen kommerziell nutzen, die nicht von Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus Nordamerika und Europa stammen. Auch bei den auf 30 bis 70 % geschätzten "Nachernteverlusten" ist es nicht zu begründen, von vornherein auf gentechnische Ansätze zu verzichten, um diese zu reduzieren. Anbau von Bt-Baumwolle in Indien hat die wirtschaftliche Lage vor allem der extrem armen Haushalte deutlich verbessert
Nicht mehr zur Sprache kam das andere große Thema, das auf der Tagesordnung des Runden Tisches stand \- die biologische Sicherheitsforschung. Es soll nun in einer weiteren Sitzung unter Leitung des Staatssekretärs Georg Schütte erörtert werden.