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Ein Drittel aller Schweine für die Mülltonne?

59 Mio. Schweine haben deutsche Landwirte im letzten Jahr gemästet, das Fleisch von bis zu 20 Mio. soll jedoch am Ende beim Handel und Verbraucher im Müll landen. Diesen Vorwurf vertritt das SWR-Fernsehen in einer kritischen Doku mit dem Titel "Schweine für den Müllcontainer", die in Zusammenarbeit mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) entstanden sein soll.

Lesezeit: 3 Minuten

59 Mio. Schweine haben deutsche Landwirte im letzten Jahr gemästet, das Fleisch von bis zu 20 Mio. soll jedoch am Ende beim Handel und Verbraucher im Müll landen. Diesen Vorwurf vertritt das SWR-Fernsehen in einer kritischen Doku mit dem Titel "Schweine für den Müllcontainer", die in Zusammenarbeit mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) entstanden sein soll.

 

Grundlage dieser Behauptung ist eine Schätzung des WWF, wonach etwa ein Drittel aller Nahrungsmittel bei uns weggeschmissen wird, übertragen auf die Mastschweine also das Fleisch von 20 Mio. Tieren. Sie hätten laut BUND „umsonst gelitten“. Ursache seien die zu niedrigen Preise, die Verbraucher würden das Fleisch somit nicht mehr wertschätzen, heißt es in dem Film. Mittlerweile lebe eine ganze Branche davon, Fleisch- und andere Lebensmittelüberreste zu entsorgen. Als Schuldige machen die Mastgegner zunächst die Politik aus, die mit Prämien, Stallbauförderungen und sonstigen Subventionen die Bauern zu noch mehr „industrieller Massentierhaltung“ antreibe.

 

Dank dieser Subventionen würde in Deutschland mehr Schweinefleisch produziert als gegessen, so der Vorwurf. Der Selbstversorgungsgrad betrage 110 %. Dass Deutschland aber auch ein wichtiger Fleischexporteur in Europa ist, übersehen die Tierschützer offenbar.

 

Ohnehin erhalten die Tierhalter wieder eine volle Breitseite von Seiten der Tierschützer, indem heimlich gedrehte Videos von Mastställen gezeigt werden, in denen die Haltungsbedingungen deutlich verbesserungswürdig sind. Leider nur werden diese schwarzen Schafe als Standard dargestellt. Als Expertin  kommentiert u.a. die hessische Landestierschutzbeauftragte Madeleine Martin die Szenen.

 

„20 000 Mastschweine in einem Stall, das bedeutet dahinvegetieren in Schmutz, Enge und Dunkelheit, ständig geplagt von Krankheitserregern; der Gestank sei schrecklich“, schreibt der SWR in seinem Begleittext zur Sendung. Rund 10 % der Schweine würden sterben, bevor sie schlachtreif sind.

 

Als Alternative werden schließlich die Hermannsdörfer Landwerkstätten des früheren Schlachthofbetreibers Karl Ludwig Schweisfurth angeführt.


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Hier wird zu Lasten der deutschen Schweinemäster dramatisiert und skandalisiert. Die Fakten sind andere:



1. Die Wegwerfrate ist bei Fleisch deutlich geringer als bei anderen Lebensmitteln. Die vom BMELV in Auftrag gegebene Studie der Universität Stuttgart belegt, dass die privaten Haushalte drei- bis viermal mehr Obst und Gemüse wegwerfen als Fleisch. Die Schätzung, dass ein Drittel des deutschen Schweinefleisches auf dem Müll landet, erscheint daher völlig überzogen. Nachprüfbare Zahlen gibt es nicht.



2. Die den Landwirten ausgezahlten Flächenprämien sind von der Produktion entkoppelt. Die Bauern bekommen sie unabhängig davon, ob sie Schweine mästen oder spazieren gehen. Sie stehen damit in keinem Zusammenhang zur Tierhaltung und können damit auch nicht als Subvention der Schweinehaltung angerechnet werden.



3. Der Großteil der Mittel für die Stallbauförderung im Rahmen des Agrarinvestitionsförderungsprogramms (AFP) fließt in die Milchviehhaltung. In einigen Ländern (z.B. Niedersachsen, NRW) ist die Aufstockung der konventionellen Schweinemast explizit nicht förderfähig.



4. Die Landwirte müssen auf den Kauf von Soja – genauso wie bei anderen Futtermitteln auch – 7 % Umsatzsteuer zahlen. Dieser Steuersatz gilt übrigens auch für Lebensmittel und Druckerzeugnisse. 



5. Biogasanlagen werden nicht staatlich subventioniert. Die Einspeisevergütungen zahlen die Verbraucher über den Strompreis. Der Betrieb einer Biogasanlage subventioniert daher in keiner Weise die Schweinehaltung. Im Gegenteil: In viehdichten Regionen erschwert sie durch die wachsende Konkurrenz sogar die Viehhaltung.



6. Der Selbstversorgungsgrad der deutschen Schweinehaltung liegt über 100 %, weil es gelungen ist, Drittlandsmärkte (Russland, Asien) zu erschließen. Das ist eine Frage der gestiegenen Wettbewerbsfähigkeit (ad/lsp)



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