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Amazon will LEH mit Internet-Shop angreifen

Im Lebensmittelhandel steht der wohl tiefste Einschnitt seit mehr als einem halben Jahrhundert bevor, berichtet die Zeitung DIE WELT. So will der weltgrößte Online-Händler Amazon offenbar mit seinem Ableger Amazon Fresh in Deutschland voll in den Handel mit Lebensmitteln einsteigen.

Lesezeit: 5 Minuten

Im Lebensmittelhandel steht der wohl tiefste Einschnitt seit mehr als einem halben Jahrhundert bevor, berichtet die Zeitung DIE WELT. So will der weltgrößte Online-Händler Amazon offenbar mit seinem Ableger Amazon Fresh in Deutschland voll in den Handel mit Lebensmitteln einsteigen. Dies könnte einen massiven Strukturwandel einleiten, erwarten Insider.


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Amazon selbst äußert sich nicht zu seinen Plänen. In anderen Ländern wie den USA hat der Einstieg aber bereits zu großen Umwälzungen geführt. In Deutschland ist der große Durchbruch für das Online-Geschäft mit Nahrung dagegen noch ausgeblieben. Obwohl sich viele Anbieter tummeln, erledigen die Deutschen nur rund 1 % ihrer Lebensmittelkäufe bisher online, so die WELT weiter. Das könnte sich ändern.


"In drei Jahren könnte Amazon direkter Wettbewerber sein"


Ein Einstieg von Amazon könnte den Markt, in dem Billigketten mit 40 % Anteil das größte Feld besetzen, mächtig in Bewegung bringen. "Ich glaube, in zwei oder drei Jahren werden Amazon und die deutschen Discounter direkte Wettbewerber sein", sagte der Handelsexperte Thomas Täuber von der Unternehmensberatung Accenture im Gespräch mit der Zeitung.


Es wäre ein logischer nächster Schritt, sollte der Online-Riese sich ein Stück aus dem rund 170 Milliarden Euro schweren deutschen Markt mit Grundnahrungsmitteln nehmen. So startete das Unternehmen Anfang Oktober in Deutschland und Österreich bereits mit Amazon Pantry ein Türöffner-Angebot.


Für fünf Euro Versandkostenpauschale können Premium-Mitglieder haltbare Lebensmittel wie H-Milch, Müsli, Konserven oder Nudeln ordern, bis die maximale Menge von 20 Kilo oder 110 Litern je Pantry erreicht ist. Amazon verspricht Lieferung binnen zwei bis drei Tagen.


Täuber ist sich sicher: "Pantry ist ein Testballon von Amazon, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die Endkunden ticken und herauszufinden, welche Produkte und welche Logistik man dafür benötigt." Achten die deutschen Käufer vor allem auf den Preis, oder begehren sie hochwertige Marken? Boomt die Nachfrage in Ballungsräumen oder eher in strukturschwachen Regionen? Solchen Fragen können sich die Online-Profis damit nähern.


Ein weiterer vorbereitender Schritt könnte die Gründung der Tochter Amazon Logistik AF München GmbH sein, die sich um die "Erbringung logistischer Dienstleistungen, insbesondere Transport, Umschlag und Lagerung" kümmern solle. AF dürfte für Amazon Fresh stehen.


Deutsche Händler haben sich schon online positioniert


Ein Spaziergang wird der Kampf um die Gunst der von durchweg tiefen Preisen bei akzeptabler Qualität verwöhnten deutschen Kunden für die Amerikaner wohl nicht. Zum einen ist die Lebensmittel-Logistik wegen der Verderblichkeit der Ware viel komplexer und kostenintensiver als Lagerung, Transport und Verteilung von CDs, Büchern oder Jeans. Zum anderen haben die deutschen Platzhirsche vorgebaut. Lidl bietet mit einem Service namens Vorratsbox bereits einen Online-Bestelldienst an. Aldi hat sich Großbritannien als Testmarkt ausgesucht.


Unter den Supermarktketten ist Rewe am weitesten. Gegen fünf Euro Versandpauschale kommen Salat und Gurken, Kartoffeln und Frischmilch in mehr als 70 Städten ins Haus. Während bei Edeka bisher nur einzelne Händler auf dem Zukunftsfeld experimentieren, hat Metro sich beim frisch gegründeten Unternehmen Emma's Enkel eingekauft.


Auch potente branchenfremde Konzerne probieren aus, was geht, darunter vorneweg die Post mit ihren Online-Supermarkt Allyouneedfresh.de. Dazu kommen zahllose regionale Start-ups mit sprechenden Namen wie Kommt-Essen oder Biobob.


Der Preis fürs Liefern dürfte eine wichtige Rolle spielen, wenn es um die Verteilung des Markts geht. In den USA zahlen Amazons Prime-Kunden für die Mitgliedschaft bei Fresh eine jährliche Pauschale von 299 Dollar, derzeit etwa 270 Euro.


Genossenschaftliche Struktur bremst Rewe und Edeka


Edeka und Rewe könnten sich nach Einschätzung von Täuber schwertun auf dem neuen Feld. Deren genossenschaftliche Struktur stehe den beiden Lebensmittelriesen beim Einstieg in den Online-Markt eher im Wege: "Sie müssen die einzelnen Händler mit ins Boot holen – ein basisdemokratischer Prozess, der Zeit kostet."


Dagegen könnten Lidl und Aldi als zentral organisierte Unternehmen am ehesten gegen Amazon antreten: "Die Discounter haben den Vorteil, dass sie eine sehr begrenzte Produktanzahl anbieten und auch frische und lose Lebensmittel bereits stark standardisiert vorhalten." Das reduziere die Komplexität der Online-Abwicklung und der Logistik – und damit auch die Kosten.


Aber auch Amazon hat Trümpfe im Ärmel. Der wichtigste ist der Datenschatz, der dem Konzern beim treffgenauen Einschätzen des Einkaufsverhaltens jedes einzelnen Kunden hilft. "Amazon startet nicht zufällig mit den loyalen Prime-Kunden. Deren Verhalten kennt das Unternehmen genau, ihnen kann es zielgerichtete und personalisierte Angebote machen", sagte Täuber. In diesem Punkt könnten die deutschen Discounter nicht mithalten.


Der Online-Marktführer werde voraussichtlich auch bei Lebensmitteln zum Teil mit Eigenmarken arbeiten, ähnlich wie zuvor im Non-Food-Bereich: "Ziel ist es, ein klares Profil zu entwickeln: günstige Preise plus Qualität. Wie bei Aldi und Lidl." Die Marke "Elements" soll für Amazon werden, was "Gut & günstig" für Edeka oder "Ja" für Rewe ist.

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