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Angeordnete Tötung verwilderter Rinder empört Tierschützer

Im Kreis Pinneberg hat eine behördlich angeordnete Tötung von extensiv gehaltenen Highland-Rindern einen Streit zwischen dem Naturschutzverein NABU und dem Bauernverband ausgelöst. Es geht um 21 Rinder auf einer Weide in Bokholt-Hanredder, die auf Anweisung des Ordnungsamtes von Jägern geschossen werden mussten.

Lesezeit: 5 Minuten

Im Kreis Pinneberg hat eine behördlich angeordnete Tötung von extensiv gehaltenen Highland-Rindern einen Streit zwischen dem Naturschutzverein NABU und dem Bauernverband ausgelöst.


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Es geht um 21 Rinder inkl. Kälbern auf einer Weide in Bokholt-Hanredder, die auf Anweisung des Ordnungsamtes von fünf Jägern geschossen werden mussten. Die Herde sei nicht mehr zu bändigen gewesen, es hätte Gefahr für die Öffentlichkeit bestanden, begründet Rainer Schattauer vom Amt Rantzau die Entscheidung in der Schleswig-Holsteinischen Zeitung.


„Die Rinder waren völlig verwildert, haben Zäune niedergetrampelt. Es bestand die Gefahr, dass sie auf die A23 oder die Landstraße zwischen Elmshorn und Barmstedt laufen“, sagt Schattauer. Nach einem erneuten Ausbruch entschied sich der Beamte für den radikalen Schritt.


Besitzer der Herde ist ein Landwirt aus Bullenkuhlen. Er selbst war vor Ort, versuchte verzweifelt die Tiere einzufangen. Jemand habe das Gatter offen stehen gelassen, lautete seine Begründung. Probleme hätte es davor nie gegeben. Sowohl der Naturschutzbund Elmshorn, der dem Mann die Weide verpachtet hat, als auch benachbarte Landwirte und Rainer Schattauer schildern die Situation dagegen laut der Zeitung völlig anders. Die Highlands und Galloways seien in den vergangenen Wochen immer wieder ausgebrochen. Die Weide sei unzureichend gesichert gewesen. „Am 13. November wurde sogar eine Radfahrerin von einem Bullen attackiert“, so der Leiter des Ordnungsamtes.


Vor allem der direkte Nachbar hatte unter der Herde zu leiden. Dem Landwirt wurden sämtliche Zäune platt getreten. Und nicht nur das. Auch 20 seiner Milchkühe sollen von den Bullen bestiegen worden sein. Bei diesen müsste nun abgetrieben werden.


Dass die Behörde nun so hart durchgreife, damit habe man aber nicht gerechnet, erklärte Nabu-Chef Hans Helmut Dürnberg gegenüber der Zeitung. „Das kann ich so nicht nachvollziehen.“ So geht es auch Susanne Tolkmitt, stellvertretende Vorsitzende des Tierschutzbundes Schleswig-Holstein. „Von so einem drastischen Fall habe ich noch nie gehört. Aus meiner Sicht war keine Gefahr in Verzug“, sagt Tolkmitt. Zumal die Tiere zum Großteil vor dem Abschuss wieder auf die ursprüngliche Weide getrieben werden konnten. Allerdings: „Wir konnten wegen der kaputten Zäune nicht garantieren, dass sie nicht wieder ausbrechen“, so der Leiter des Ordnungsamtes. Tolkmitt dazu: „Man hätte den Zaun ausbessern müssen. Es zumindest versuchen, bevor man so viele Tiere tötet.“


Der Kreis Pinneberg prüft jetzt etwaige Verstöße gegen das Tierschutzgesetz durch den Halter der Rinder. Der äußerte sich nicht zu den Vorwürfen.


Bauernverband prangert Fehler des NABU als Verpächter an


Unterdessen ist ein Streit zwischen dem Bauernverband im Kreis Pinneberg und dem Nabu Elmshorn ausgebrochen. Georg Kleinwort vom BV sieht neben dem Versagen des Besitzers der Herde vor allem Fehler bei den Verantwortlichen des Nabu. „Als Verpächter habe ich die Pflicht zu prüfen, was auf meinem Gelände geschieht“, sagt der Bauern-Chef. Der Nabu habe nicht nur bei der Auswahl des Pächters versagt, sondern auch später, als die Probleme mit den Highlandrindern und Galloways auftraten.


„Die Fläche hätte zu diesem Zweck gar nicht verpachtet werden dürfen. Das Gebiet ist viel zu klein für so viele Rinder und der moorige Untergrund ist für die Haltung völlig ungeeignet“, betont Kleinwort. Normalerweise rechne man mit einer Fläche von einem Hektar pro Rind. „Dort wurden  21 Rinder auf zehn Hektar gehalten. Die Fläche ist total überweidet. Es gab nichts zu fressen mehr.“


Der Bauern-Chef hat sich die Nabu-Fläche in Bokholt-Hanredder in diesen Tagen angeguckt. „Was da passiert ist, ist eine Katastrophe. Fast das gesamte Naturschutzgebiet ist zerstört worden“, sagt Kleinwort. Das sei schlimm. Immerhin sei das Areal mit Beiträgen der Nabu-Mitglieder und öffentlichen Mitteln in den vergangenen Jahren aufgeforstet worden. „Die Schäden sind in den nächsten zehn Jahren nicht zu beheben“, so der Bauern-Chef.


„Solche Fehler dürfen sich nicht wiederholen. Hätte man sich vorher vernünftig informiert, wäre das alles nicht passiert“, so Kleinwort. „Wenn dem Nabu der Sachverstand fehlt, wie solche Flächen richtig bewirtschaftet werden, muss er sich Hilfe holen. Wir vom Bauernverband helfen gern“, sagt der Landwirt aus Haselau.


Nabu ist empört


Laut Hans Helmut Dürnberg sind die Vorwürfe „an Absurdität nicht zu überbieten“ und stellten „den Sachverhalt völlig auf den Kopf“. Dürnberg: „Herr Kleinwort versucht vergebens, das bedauerliche Versagen seines eigenen Berufskollegen zu kaschieren und die massive Kritik an der willkürlichen Tötung von 21 Rindern als alternativlos zu rechtfertigen.“ Für den Nabu sei nicht hinnehmbar, dass Amtsleiter und Kreisbauernvorsteher, „nun das eigene Versagen und die offensichtliche Überforderung eines Berufskollegen zum Anlass zu nehmen, dem Nabu als Eigentümer der Flächen den Schwarzen Peter zuzuschieben“.


Denn der Vorwurf, der Nabu habe nichts unternommen, nachdem die  Rinder Anpflanzungen und Umzäunungen beschädigt hatten, sei schlichtweg falsch. Bereits im August sei der Pächter mehrmals ermahnt worden. Als keine Besserung eingetreten sei, sei der Pachtvertrag aufgelöst worden. Der Landwirt habe versprochen, seine Rinder Anfang Oktober von der Koppel zu nehmen. Das sei dem Mann offensichtlich nicht gelungen.


Zudem ist der Verein sehr verärgert, dass Bauernverband und Behörden ohne Rücksprache auf die Fläche gegangen seien und entschieden hätten, die Rinder zu töten.

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