Auch die Milchviehhalter in Deutschland werden sich voraussichtlich auf zusätzliche Auflagen im Tier- und Umweltschutz einstellen müssen. Dabei dürfte die heimische Milchwirtschaft dem Spannungsverhältnis ausgesetzt bleiben, einerseits ihrer Verantwortung für die Welternährung gerecht zu werden und andererseits den Forderungen nach regionaler Erzeugung nachzukommen. In dieser Einschätzung stimmten die rund 100 Teilnehmer beim 6. „Forum Milch NRW“ der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Nordrhein-Westfalen (LV Milch) überein, das letzte Woche in Werl stattfand.
Prof. Harald Grethe vom Institut für Agrarpolitik und landwirtschaftliche Marktlehre der Universität Hohenheim empfahl den Landwirten, den zu erwartenden steigenden gesellschaftlichen Ansprüchen an nicht marktgängige Leistungen zu entsprechen. Auch eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit moderner Landwirtschaft sei erforderlich. Gleichzeitig mahnte Grethe zu einer Versachlichung der heiß diskutierten Themen wie zum Beispiel „Massentierhaltung“ oder „Klimaschutz“, die immer im Kontext mit einer notwendigen Wirtschaftlichkeit betrachtet werden müssten.
Als Leitbild sieht der Agrarökonom die Produktion von Milch und Milchprodukten in der EU, die sich an Marktpreisen in offenen und weltmarktintegrierten Märkten orientiert. Offene Märkte würden globale Preisschwankungen dämpfen und Produktionsmengen anpassen. Die Rolle der Politik sei es, die Quote abzuschaffen und hohe Mindeststandards in Bezug auf Tier- und Umweltschutz in einem liberalisierten Markt zu generieren.
Dr. Ludger Wilstacke vom Düsseldorfer Landwirtschaftsministerium stellte fest, dass der einzelne Milcherzeuger auf dem Markt eine nur schwache Stellung habe. Deshalb sei das EU-Milchpaket schnell und ohne Einschränkungen umzusetzen. Wilstacke rief die Milcherzeuger dazu auf, die Möglichkeiten zur Bildung von Erzeugerorganisationen und Branchenverbänden auch zu nutzen. (AgE)