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BUND: Neun von zehn Putenfleischprodukte mit MRSA-Keimen

Pünktlich zur Grünen Woche macht der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) einen neuen "Skandal" aus. So habe man nach eigenen Untersuchungen auf 88 % der bei Discountern gekauften Putenfleisch-Proben antibiotikaresistente Keime gefunden.

Lesezeit: 5 Minuten

Pünktlich zur Grünen Woche macht der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) einen neuen "Skandal" aus. So habe man nach eigenen Untersuchungen auf 88 % der bei Discountern gekauften Putenfleisch-Proben antibiotikaresistente Keime gefunden.


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Laboruntersuchungen der Fleisch-Stichproben von Aldi, Lidl, Netto, Penny und Real hätten sowohl MRSA-Keime als auch ESBL-bildende Keime nachgewiesen, teilte der Verein heute mit. Insgesamt habe man bundesweit knapp 60 % auf antibiotikaresistente Keime getestet.


Über 90 % der Puten erhalten laut den Umweltschützern während der Mast Antibiotika. Das begünstige die Bildung antibiotikaresistenter Keime in der industriellen Putenhaltung – wie auch bei anderen Tierarten in „Massentierhaltungsanlagen“.


Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender: "Rund neun von zehn Putenfleisch-Proben aus deutschen Discountern sind unseren Tests zufolge mit antibiotikaresistenten Keimen belastet. Das ist ein klares Zeichen für fortgesetzten Antibiotika-Missbrauch in der Geflügelmast. Dieser ist nicht nur dafür mitverantwortlich, dass wichtige Medikamente ihre lebensrettende Wirkung verlieren. Das erschreckende Ausmaß der Kontamination von Lebensmitteln mit diesen Risikokeimen ist vor allem ein deutliches Warnsignal vor den Risiken und Kollateralschäden der industriellen Tierhaltung."


Die Produktion von Billigfleisch bedeute immer, dass eine zu hohe Zahl von Nutztieren auf zu wenig Raum gehalten werde, und das sei nur unter Einsatz großer Mengen von Antibiotika möglich, so der BUND-Vorsitzende weiter. "Bundesagrarminister Christian Schmidt muss handeln. Er muss verbindliche Pläne zur Reduzierung des Antibiotika-Einsatzes und zum Verbot von Reserveantibiotika in Tierfabriken aufstellen", sagte Weiger.


"Keiner konnte einwandfreie Ware liefern!"


Die BUND-Agrarexpertin Reinhild Benning wies darauf hin, dass kein einziger der Putenfleisch-Lieferanten in der Lage gewesen sei, Ware anzubieten, die durchgängig nicht mit Antibiotikaresistenzen belastet ist. "Sämtliche Schlachthofkonzerne und Zerlegebetriebe, die das von uns getestete Putenfleisch an die Discounter geliefert haben, gehören dem von der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft eingerichteten Qualitätssicherungssystem QS an. Und trotzdem ist das Fleisch massiv mit antibiotikaresistenten Keimen belastet. Das zeigt, dass Änderungen im Tierschutz- und im Arzneimittelrecht notwendig sind, um die Schwächen dieses so genannten Qualitätssicherungssystems abzustellen", sagte Benning.


So trugen 20 von 21 untersuchten Putenfleischproben, die vom größten deutschen Geflügelfleischkonzern – der PHW-Gruppe – stammen, antibiotikaresistente Keime. Von 21 Fleischproben der Firma Heidemark, ebenfalls einer der größten Putenfleischproduzenten, waren 19 belastet. Fünf der sechs getesteten Proben von Sprehe, einem weiteren großen Geflügelproduzent in Deutschland, wiesen antibiotikaresistente Keime auf.


Schärfere Gesetze für Tierärzte


Benning forderte außerdem Rechtsänderungen für Tierärzte: "Rund 80 Prozent der in der Tierhaltung eingesetzten Antibiotika werden von nur fünf Prozent der Tierarztpraxen verkauft, die bei Großeinkäufen für Riesenställe lukrative Rabatte erhalten. Ein geändertes Arzneimittelgesetz muss diese Praxis beenden und dem Schutz der menschlichen Gesundheit wieder Geltung verschaffen."


Damit in Zukunft möglichst wenig Antibiotika eingesetzt werden, müssten die Tierhalter außerdem gezielte Beratung und Unterstützung zur Verbesserung der Haltungsbedingungen ihrer Tiere und zur Vermarktung alternativ erzeugter Lebensmittel erhalten. Dumpingpreise unterhalb der Erzeugerkosten für Billigfleisch müssten verboten werden.


Geringste Spuren von Keimen sind natürlich!


Der Geflügelverband will die Ergebnisse der Studie nicht unkommentiert stehen lassen. So stellt der ZDG klar, dass Keime natürlicher Bestandteil der Umwelt sind und sich auf jedem Naturprodukt befinden können – ohne dass damit per se eine Gefährdung für den Verbraucher einhergeht. Das gilt für Geflügelfleisch ebenso wie beispielsweise für Obst oder Gemüse.

 

Zudem würden heutzutage dank modernster Messinstrumente oft bereits kleinste Mengen an Keimen nachgewiesen, was früher technisch in dieser Form gar nicht möglich war, so der ZDG weiter. Zur Bewertung des potenziellen Risikos einer Erkrankung oder Infektion für den Menschen gilt es die Art und insbesondere die Menge der Keime auf dem Lebensmittel zu betrachten.

 

Fakt ist: Durch moderne Hygienestandards entlang der gesamten Prozesskette bei der Erzeugung von Geflügelfleisch sei die Keimbelastung auf den Produkten heute so gering wie nie. Im Sinne einer durchgehenden „Prozesshygiene“ (also einer kontinuierlichen Hygienesicherung während des gesamten Erzeugungsprozesses) würden in Deutschland zu jedem Zeitpunkt der Geflügelfleischerzeugung Vorkehrungen getroffen, um Keime zu vermeiden oder auf niedrigem Niveau zu halten – beginnend in den Elterntierhaltungen und Brütereien über die Aufzucht in den landwirtschaftlichen Betrieben bis hin zur Schlachtung und Verarbeitung, heißt es weiter. Die Salmonellenbelastung bei Puten- und Hähnchenfleisch beispielsweise konnte in Deutschland so auf rund 3 % reduziert werden.


Ostendorff: Bauernverband leugnet Problem


Friedrich Ostendorff, Agrarsprecher der Grünen, sieht sich durch die neuen Ergebnisse bestätigt. "Wir warten immer noch auf ernstgemeinte Konsequenzen des Landwirtschaftsminister und der Tierhaltungsindustrie", sagte er am Montag.

 

Seiner Meinung nach ist bisher eben keine Reduzierung der antibiotischen Tierbehandlungen erreicht worden. Der Rückgang der Gesamtmenge an abgegebenen Antibiotika werde lediglich durch den Einsatz von niedrigdosierten Reserveantibiotika aufgewogen. "Der Bauernverband und die Agrarlobbyisten in den Reihen der Politiker leugnen nach wie vor, dass hier ein grundsätzliche Schieflage in der Tierhaltung vorherrscht: Doch wenn es kaum gelingt, Schweine, Geflügel und Kälber ohne Antibiotikagaben bis zur Schlachtreife aufzuziehen, kann mit den Haltungsbedingungen etwas nicht stimmen", so Ostendorff.


Bereits in der letzten Woche war der BUND mit seinem "Bodenatlas" im Gespräch:

DBV kritisiert inhaltliche Mängel am BUND-Bodenatlas (12.1.2015)

Bodenatlas prangert Landverbrauch an (9.1.2015)

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