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„Bald wird die Sonne für die Milchbauern wieder scheinen!“

Von 18 Cent können auch neuseeländische Milchbauern nicht leben. Freihandelsabkommen machen die Märkte stabiler, ist Neuseelands Landwirtschaftsminister Nathan Guy überzeugt. Top agrar hat mit ihm über das mögliche Freihandelsabkommen, den weltweiten Milchmarkt und die Nutzung von Glyphosat gesprochen.

Lesezeit: 5 Minuten

Von 18 Cent können auch neuseeländische Milchbauern nicht leben. Freihandelsabkommen machen die Märkte stabiler, ist Neuseelands Landwirtschaftsminister Nathan Guy überzeugt. Top agrar hat mit ihm über das mögliche Freihandelsabkommen, den weltweiten Milchmarkt und die Nutzung von Glyphosat gesprochen.


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Wie weit sind die Verhandlungen über das geplante Freihandelsabkommen zwischen Neuseeland und der EU?


Guy: Sie stehen noch ganz am Anfang. Ich hoffe, dass wir um den Jahreswechsel mit den offiziellen Verhandlungen beginnen und diese dann innerhalb von zwei Jahren abschließen können.


Was hätten die neuseeländischen Landwirte von einem solchen Abkommen?


Guy: Vor allem einen besseren Marktzugang in die EU. Wir sind eines von nur sechs WTO-Mitgliedern, das kein Freihandelsabkommen mit der EU hat oder verhandelt. Ein Abkommen würde es neuseeländischen und europäischen Unternehmen erleichtern, miteinander Handel zu treiben.


Dann bekommen die europäischen Bauern also noch zusätzliche Konkurrenz?


Guy: Neuseeland ist nur ein kleiner Player auf dem Weltmarkt. Wir stehen nur für 3% der globalen Milchproduktion und ernähren damit nur rund 40 Mio. Menschen. Derzeit hat neuseeländische Butter in der EU einen Marktanteil von nur 1% bezogen auf den Verbrauch. Bei Käse sind es sogar nur 0,2%.


Wir denken aber weniger an Wettbewerb, sondern mehr an Zusammenarbeit. Es gibt bereits zahlreiche Beispiele für gemeinsame Investitionen und Joint Ventures. Die Molkerei Fonterra kooperiert z.B. intensiv mit Unternehmen in den Niederlanden, in Großbritannien und in Frankreich. Umgekehrt hat die BayWa bei uns in den Obstanbau und -handel investiert. Ein Freihandelsabkommen bietet die Chance, diese Ansätze weiter auszubauen.


Trotzdem würden die europäischen Molkereien und Milcherzeuger die Milchprodukte am liebsten vom Abkommen ausnehmen. Ist das für Sie verhandelbar?


Guy:Nein. Wir wollen ein umfassendes Abkommen. Wir glauben, dass beide Seiten davon profitieren werden. In Neuseeland haben wir eine ganzjährige Weidehaltung und daher hohe saisonale Schwankungen in der Milchproduktion. Wenn wir mit der EU zusammenarbeiten und die Milch aus Neusee-land und Europa nutzen, könnten wir ganzjährig gleichmäßig produzieren und damit eine höhere Wertschöpfung erzielen. Das ist vorteilhaft für beide Seiten.


In der EU wird angesichts der aktuellen Preiskrise über freiwillige Bonusprogramme zur Reduzierung der Milchanlieferung diskutiert. Würde Neuseeland die Chance nutzen und versuchen, dann Marktanteile in Europa zu gewinnen?


Guy: Nein, das können wir gar nicht. Die Milchproduktion ist in den vergangenen 12 Monaten bereits um 3% gesunken. Unsere Landwirte verkleinern ihre Herden, um die Kosten zu drücken.


2015 wurden die Verhandlungen über das pazifische Freihandelsabkommen (TPP) abgeschlossen. Über das transatlantische Abkommen zwischen der EU und den USA (TTIP) wird noch verhandelt. Was bedeutetet das für den Wettbewerb auf dem Milchmarkt?


Guy:Wir sind da sehr entspannt. Die mittel- bis langfristigen Aussichten für den Milchsektor sind gut. Bei einer wachsenden Weltbevölkerung und mehr Kaufkraft in vielen asiatischen Ländern wird der Konsum von Milchprodukten weiter steigen. Die Experten erwarten einen jährlichen Zuwachs von 2%. Wenn wir die nächsten 12 Monate überstanden haben, wird die Sonne auch für die Milcherzeuger wieder scheinen.


Die neuseeländischen Landwirte haben in den vergangenen Jahren stetig mehr Milch erzeugt. Geht dieses Wachstum so weiter?


Guy: Bis 2015 ist die Milchproduktion in der Tat um nahezu 4% pro Jahr gestiegen, in den vergangenen zwölf Monaten aber um 3% gesunken. Für die im Juni beginnende nächste Saison erwarten wir einen erneuten Rückgang um rund 1%. Die begrenzten Flächen, die Erhaltung der Wasserqualität, das Nährstoffmanagement und der Klimawandel machen ein weiteres Wachstum der neuseeländischen Milchwirtschaft zu einer großen Herausforderung.


Wie stehen Ihre Bürger zur intensiven Milchwirtschaft?


Guy: Die Kiwis stehen hinter der Milchindustrie, weil sie ein sehr bedeutender Zweig der neuseeländischen Wirtschaft ist. Die Branche macht eine intensive Öffentlichkeitsarbeit. Sie legt Schulmilchprogramme auf und beteiligt sich auch an Umweltschutzprojekten. So werden z.B. alle Ufer von Gewässern und Flüssen durch Zäune vor Nährstoffeinträgen geschützt.


Welche Regeln gelten in Neuseeland für das Nährstoffmanagement?


Guy: Wir haben strenge Standards für die Wasserqualität. Diese werden auf regionaler und kommunaler Ebene umgesetzt und kontrolliert. Bei der Nährstoffzufuhr müssen die Landwirte gemeinsam mit der Düngemittelindustrie Bilanzen erstellen. Wir setzen moderne Technologien wie Drohnen ein, um die lokale Bodenfruchtbarkeit zu ermitteln und mithilfe der Präzisionslandwirtschaft passgenau zu düngen.


Gibt es auch Nährstoffobergrenzen?


Guy: Ja, für Nitrat und Phosphat. Die Höhe hängt vom jeweiligen Wassereinzugsgebiet und vom Versorgungszustand des Bodens ab.


Die EU diskutiert über ein Verbot von Glyphosat. Sie auch?


Guy: Wir verfolgen die Debatte mit Interesse. Unsere Umweltbehörde hält Glyphosat derzeit für sicher, überprüft diese Bewertung aber kontinuierlich und streng wissenschaftlich. Mit dieser Vorgehensweise halten wir den Einsatz von Glyphosat in Neuseeland für verantwortbar. -sta-

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