Hähnchenmastbetriebe sollten maximal 30.000 Tiere halten dürfen. Zudem sollten die Gesetze für die Tierhaltung deutlich verschärft und die Fleischpreise angehoben werden. Das forderte Eckehard Niemann, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), am vergangenen Dienstag bei einer Bürgerdiskussion in Ganderkesee-Stenum. Hintergrund ist, dass ein Landwirt aus Elmeloh seinen Hähnchenmaststall auf 87.000 Plätze erweitern will. Dagegen läuft eine Bürgerinitiative Sturm.
Landwirt Niemann wendet sich vor allem gegen "Agrarfabriken", wie er sagt. Das sind in seinen Augen gewerbliche Betriebe, die einen Ausnahmeparagrafen im Gesetz nutzen, damit große Ställe im Außenbereich errichtet werden könnten. Zwar wachse der Hähnchenfleisch-Verbrauch von 11,4 kg um 400 g pro Kopf und Jahr. Doch wenn weiter so gegessen werde, würden 80 weitere Ställe gebraucht, gebaut würden aber 900, zitiert ihn die Rheinische Post.
Niemann sprach daher von einer "Hähnchenblase", die durch den Kampf der Konzerne um die Marktherrschaft entstehe. Als Gefahren der großen Ställe nannte er unter anderem die Keimbelastung. Durch den ständigen Einsatz von Antibiotika in der Hähnchenmast würden Keime resistent. "Wir leisten uns eine Tierhaltung, die wir ethisch nicht vertreten können", sagte Niemann. Und an die Adresse des Bauernverbandes gerichtet mahnte er, die Wagenburg-Mentalität aufzugeben, wenn man überhaupt noch mitreden wolle.
Das sahen andere Landwirte im Raum allerdings skeptisch. So könnten sich junge Familien überhaupt kein Fleisch zu hohen Preisen leisten, antwortete einer. Wenn es so komme, wie sich Niemann das wünscht, seien die Landwirte auf das Wohlwollen der Verbraucher angewiesen. Diese würden dann doch billige Produkte aus dem Osten kaufen, weil ihnen das Fleisch aus Deutschland zu teuer sei.
Ein anderer Landwirt sagte, dass die "Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft" schon seit 30 Jahren versuche, die Preise für Fleisch auf ein höheres Niveau zu treiben. Doch es gebe keinen Binnenmarkt mehr, sondern einen globalen Markt, auf dem die Preise steigen und fallen würden. "Der Landwirt muss gegenhalten. Das kann er nur mit großen Stückzahlen." Und der Bauernverband, vertreten durch Kreislandwirt Bernhard Wolff, verdeutlichte, dass man auch die Situation der Bauernfamilien berücksichtigen müsse. Sie stellten sich die Frage, wie es auf dem Hof weitergehen solle. Das wollte die Bürgerinitiative jedoch nicht verstehen. Sie fragte, wieso das Anrecht einer Familie höher sei als das gesundheitliche Anrecht eines ganzen Ortsteils. (ad)