Die sehr kalten und trockenen Wintertage haben den Getreidepflanzen in manchen Regionen deutlich zugesetzt. „Die Gersten- und Weizenbestände sehen nach dem Ende der Kälteperiode vielerorts aus wie vertrocknet“, sagte der Präsident des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes (RLV), Friedhelm Decker, der Kölnischen Rundschau. Zahlreiche Ackerkulturen im Rheinland seien betroffen. Teilweise würde das im Herbst ausgesäte Getreide nun gelb wie Heu auf den Feldern stehen.
Dabei sei das Ausmaß der Schäden erst mit dem Temperaturanstieg und dem Auftauen der Böden im Verlauf der letzten Woche sichtbar geworden. Derzeit lasse sich jedoch noch nicht endgültig abschätzen, inwieweit Pflanzen tatsächlich abgestorben seien. Der Grund für die Schäden ist laut Decker weniger der strenge Frost, sondern das sonnige, windige und sehr trockene Wetter im Zusammenhang mit der Kälte. Dies habe teilweise zum Vertrocknen der Pflanzen geführt. „Diese Wetterlage beschleunigt die Wasserverdunstung der Blätter, gleichzeitig können die Pflanzen infolge des gefrorenen Bodens kein Wasser über die Wurzeln nachführen“, erklärte der Landwirt.
Als Folge dieser Winterschäden sei jetzt schon klar, dass sich die Entwicklung der Feldkulturen um 14 Tage verzögere. Ob die betroffenen Kulturen jedoch neu ausgesät werden müssen, könne man jetzt noch nicht sagen. „Aber ich gehe mal davon aus, dass die meisten Kulturen das Wetter ausgehalten haben“, sagte Decker. Für die Landwirte hofft er nun auf langsam steigende Temperaturen.
„Am Wochenende soll es ja noch wärmer werden“, meinte Jürgen Rinkens. Der Brühler Landwirt baut neben Kartoffeln auch Getreide in großen Mengen an. „Erst wenn es wärmer wird kann man genau sehen, ob wirklich Getreide kaputt gegangen ist“, sagte er. Doch sein bisheriger Eindruck stimme ihn optimistisch. „Ich denke, dass die Region den kalten Winter gut überstanden hat“, sagte er. Sicher, beim Winterweizen gäbe es einzelne Flächen, die Schaden genommen haben. „Doch die normalen Sorten haben nicht gelitten“, ist sich Rinkens sicher. Auch der Raps müsse seinem Kenntnisstand nach nicht neu gesät werden. Der Raps gleiche das in der Regel selber aus.
Beachtliche Schäden mussten jedoch die Gemüsebauern hinnehmen. Wie die Landwirte auf Anfrage der Kölnischen Rundschau mitteilten, seien etliche Kulturen wie Rosenkohl, Wirsing, Feldsalat und Porree einfach auf den Feldern erfroren, da der Schnee fehlte. Zum Zeitpunkt des Wintereinbruchs wären allerdings auch schon viele Bauern mit ihrer Gemüseernte durch gewesen, heißt es. Große Schäden soll es jedoch bei den Erdbeer-Freilandkulturen geben. Die Pflanzen seien schlichtweg erfroren. Zurzeit rechneten die Bauern hierbei mit einem Ausfall von 30 bis 50 %. (ad)
Hinweis unserer Ackerbauabteilung:
Schäden durch Auswinterung (28.2.2012)