Die ländlichen Warengenossenschaften Westfalen und Lippe wollen eine stärkere Unabhängigkeit vom Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverband (RWGV). Dazu haben sie eine eigenständige Vertretung, den „Raiffeisen Westfalen-Lippe e.V.“ gegründet.
Am Montag dieser Woche gab der Verbandstag des RWGV in Duisburg dafür seine Zustimmung. „Uns geht es darum, einen regional orientierten Interessenverband zu sichern“, sagte Johann Prümers, Landwirt aus dem Kreis Steinfurt und Vorsitzender des neuen Verbands den „Westfälischen Nachrichten“.
Die von den Warengenossenschaften ursprünglich in den RWGV eingebrachten Vermögenswerte, dazu zählt insbesondere der 33 %ige Anteil am Landwirtschaftsverlag in Münster gehen auf den neuen Verein über. Anlass für die eigenständige Vertretung unabhängig vom RWGV waren die laufenden Fusionsgespräche mit dem Genossenschaftsverband in Frankfurt. Für einen solchen Fall hatten sich die ländlichen Warengenossenschaften 2002 bei der Fusion der Rheinländer und Westfalen zum RWGV eine Ausstiegsoption ausgehandelt. Die Genossenschaften bleiben aber Mitglied im RWGV.
Wer sich unter den landwirtschaftlich orientierten Genossenschaften im RWGV umhört, zu denen auch die Branchenriesen Agravis und Westfleisch gehören, erfährt aber auch, dass sich die Warengenossenschaften im Kreis der tonangebenden großen Genossenschaftsbanken „nicht mehr wohl gefühlt haben“. Banker und Bauern stünden für unterschiedliche Geschäftskulturen, heißt es. Johann Prümers erwartet denn auch, dass die Warengenossenschaften jetzt wieder stärker im ländlichen Raum wahrgenommen werden. „Wir werden jedenfalls keine leise Stimme sein“, verspricht er.
Die landwirtschaftlichen Genossen werden aber nicht alle Verbindungen zum RWGV kappen. Vom Dienstleistungsangebot wie zum Beispiel Steuerberatungen und Prüfungen will man weiter profitieren.