Der landwirtschaftliche Berufsstand hat seine Kritik am Artenschutzreport des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) bekräftigt. Der Präsident des Hessischen Bauernverbandes (HBV), Friedhelm Schneider, äußerte seinen Unmut in einem Brief an BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel.
Aus Sicht von Schneider wird in dem Bericht die Landwirtschaft als „bedeutsamste“ Gefährdungsursache für den Artenrückgang genannt und dabei „hinlänglich bekannte“ Schlagworte wie Nutzungsintensivierung, Nährstoffeinträge und Grünlandumbruch gebraucht.
„Von einer Bundesoberbehörde erwarten wir eine differenzierte - der Bedeutung der Thematik für Gesellschaft und Landwirtschaft angemessene - Darstellung“, so Schneider. Nach seiner Auffassung verkennt die Forderung nach mehr Flächen für Schutzgebiete, Biotopverbund und Auen die Realität eines dichtbesiedelten Industrielandes. Damit werde versucht, Naturschutz gegen Eigentümer und Bewirtschafter durchzusetzen. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre belegten jedoch das Scheitern des Naturschutzes über das Ordnungsrecht.
Der HBV-Präsident betonte zugleich die Bereitschaft der Landwirtschaft, sich in erforderliche Diskussionen und sachgerechte Programme einzubringen. Die Teilnahme landwirtschaftlicher Betriebe an freiwilligen Maßnahmen zum Umwelt-, Natur- und Vogelschutz belege dies eindrucksvoll. Schneider stellt klar, dass die Bauernfamilien eine faire vorurteilslose Herangehensweise erwarteten, die ebenso fachliche Probleme begründe wie erbrachte Leistungen anerkenne.
Der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV) entgegnete den aus seiner Sicht einseitigen Vorwürfen gegen die Landwirtschaft, die Bauern sorgten für den Erhalt der Kulturlandschaft und leisteten ihren Beitrag zum Naturschutz. Eine vom BfN gewünschte Umschichtung der Agrarförderung zugunsten des Naturschutzes komme nicht in Frage. „Für unsere Landwirte würde dies erhebliche Einkommenseinbußen bedeuten“, stellte der BLHV klar. Der Verband wies darauf hin, dass die Ziele der heutigen Landwirtschaft nachhaltiger denn je ausgerichtet seien. Der Berufsstand habe in den vergangenen Jahren „kooperativ viel zum Erhalt von Fauna und Flora“ unternommen.
Hintergrund:
BfN: Landwirtschaft schuld an Artensterben (20.5.2015)