Die Initiative Tierwohl kommt offenbar jetzt doch spürbar in Fahrt. Nach Informationen des Wochenblatts Westfalen-Lippe könnte das von der Wirtschaft getragene Konzept, bei dem die Bauern freiwillig bestimmte Tierwohlkriterien erfüllen und dafür definierte Kostenausgleichszahlungen erhalten, zum Jahreswechsel 2014/15 starten.
Beim Treffen des Veredelungsausschusses des Landesbauernverbandes WLV in Münster waren der Ausschussvorsitzende Hubertus Beringmeier und WLV-Tierhaltungsexperte Dr. Bernhard Schlindwein jedenfalls froh, dass die heimische Landwirtschaft bald mit der Initiative öffentlich zeigen kann, dass sie sich gesellschaftlichen Entwicklungen keinesfalls verschließt.
Die Signale aus dem Bundeskartellamt stimmten zuversichtlich, dass die branchenweite Initiative in Kürze starten kann. Viele Vorarbeiten dafür sind offensichtlich erledigt, wenige Punkte zur praktischen Umsetzung sind aber noch offen. An verschiedenen Details wird noch „geschraubt“. So ist die Verabschiedung der Kriterien-Leitfäden für Ende September/Anfang Oktober vorgesehen. Das Anmeldeverfahren wird voraussichtlich im Dezember starten. Betriebe, die mitmachen möchten, sollten sich deshalb schon mal darauf einstellen, dass sie sich an einem Stichtag (vermutlich Anfang Dezember) via Internet im sogenannten Windhundverfahren (wer zuerst kommt, malt zuerst) bei der Initiative anmelden können.
Sollten die zur Verfügung stehenden Finanzmittel nicht ausreichen, kann die Anmeldung unterbrochen werden, bis wieder genug Geld bewilligt ist, das letztendlich natürlich der Verbraucher wird zahlen müssen.
Nach erfolgreicher Anmeldung sollen die ersten Audits dann zeitnah folgen. Wer teilnehmen will, sollte also seine „Hausaufgaben“ vorher gemacht haben – auch wenn es wegen dem Windhundverfahren keine Teilnahmegarantie gibt. In diesem Zusammenhang wurde nach Wochenblatt-Angaben beim WLV-Veredelungsausschuss auch diskutiert, ob das bislang in Aussicht gestellte Geld von 200 Mio. Euro reichen wird. Schließlich ist nur schwer abzuschätzen, wie viele Landwirte teilnehmen wollen und für welche Tierwohlkriterien sie sich entscheiden. Beides hat aber Einfluss auf die Gesamthöhe der auszuzahlenden Tierwohl-Boni.
Hubertus Beringmeier war jedoch überzeugt, dass der Handel notfalls nachschießen wird, wenn er nicht unglaubwürdig erscheinen wolle: „Wenn die endgültigen Teilnahmekriterien akzeptabel sind, so dass die Schweinehalter in großer Zahl teilnehmen und sich für mehr Tierwohl engagieren wollen, können Edeka, Aldi, Lidl und Co. Dies nicht am Geld scheitern lassen. Das wäre der Gesellschaft nicht zu vermitteln.“
