Die britischen Landwirte schauen skeptisch auf ihre neue Landwirtschaftsministerin Andrea Leadsom. Diese steht zwar für Bürokratieabbau, sie hat aber auch schon einmal die Streichung aller Agrarzahlungen gefordert. Zur Debatte steht auch die Arbeitserlaubnis für ausländische Saisonarbeiter in der Landwirtschaft.
Der neuen britischen Ministerin für Landwirtschaft und Umwelt, Andrea Leadsom, geht eigentlich der Ruf voraus, dass sie den Bürokratieabbau voran bringen könnte. Dennoch stehen sowohl die britischen Landwirtschafts- als auch die Umweltverbände der neuen Agrar- und Umweltministerin Leadsom kritisch gegenüber. Man fürchte vor allem ihre ideologische Herangehensweise sowie ihre politische Unerfahrenheit, schreibt der Guardian. Die Verbandsfunktionäre wollen jedoch nicht namentlich zitiert werden, um das Verhältnis zum Ministerium nicht zu gefährden, so das Blatt.
Agrarprämien vor dem Ende?
Leadsom sprach sich zuletzt für einen Abbau der Bürokratie in der Landwirtschaft aus. 2007 hatte sie in einem Aufsatz aber auch die Streichung aller Agrarzahlungen gefordert. Seit ihrer Ernennung hat sich die neue Ministerin noch nicht näher zu ihren Plänen geäußert. Möglicherweise wird sie die Karten bei einem anstehenden Treffen mit dem englisch-walisischen Bauernverband "National Farmers Union" (NFU) auf den Tisch legen. Das Treffen werde "sehr bald" stattfinden, sagte NFU-Vizepräsident Guy Smith am Mittwoch dieser Woche.
Stopp ausländischer Saisonarbeiter?
Im Zusammenhang mit der neuen britischen Agrarpolitik brennt den Landwirten neben Prämien und Umweltauflagen noch ein weiteres Thema auf den Nägeln: Die Arbeitserlaubnis für Ausländer. Dabei geht es ihnen insbesondere um die ca. 25.000 Saisonarbeiter, die jährlich überwiegend aus Bulgarien und Rumänien in das Königreich kommen. Die NFU wolle daher möglichst bald an einer Regelung mitarbeiten, so Smith. Denkbar ist für ihn auch ein "Flüchtlings-Programm".
Landwirtschaft für Finanzbranche opfern?
Ob die Landwirte im Rahmen der Austrittsverhandlungen mit der EU viel Einfluss auf die britische Regierung nehmen können, ist jedoch offen. Die Umweltrechtsexpertin Emily Lydgate von der Universität Sussex mutmaßt: "Die Regierung könnte die Agrar-Prämien in Verhandlungen über den Freihandel opfern, um damit Zugeständnisse in anderen Bereichen zu erkaufen, etwa bei den Finanzdienstleistungen."
Harte Verhandlerin in Brüssel?
Der Posten im Agrar-und Umweltressort ist Leadsoms erstes Ministeramt im britischen Kabinett. Zuvor war sie jedoch bereits Staatsekretärin im Ministerium für Energie und Klimawandel sowie im Finanz- und Wirtschaftsministerium gewesen. Leadsom ist Politikwissenschaftlerin und war lange in der Finanzbranche tätig. Im Auftrag von David Cameron sondierte sie 2013 und 2014 bei den EU-Partnern, zu welchen Zugeständnissen diese bereit wären, um Großbritannien in der Gemeinschaft zu halten.
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