Zu neuem Nachdenken über offene Fragen im Zusammenhang mit Landwirtschaft und Ernährung hat Bundespräsident Joachim Gauck die Branche ermuntert. Es gehe darum, ethische Wertmaßstäbe und Verantwortungsgefühl weiterzuentwickeln, um bestehenden Herausforderungen zu begegnen, sagte der Bundespräsident in seiner Ansprache anlässlich der Übergabe der Erntekrone gestern in Berlin.

Gauck verwies auf die aktuelle Tank-Teller-Diskussion. Seien Biokraftstoffe zu Beginn ihrer Einführung noch euphorisch als Möglichkeit gefeiert worden, die Abhängigkeit vom Öl zu vermindern, gebe es inzwischen die berechtigte Sorge, dass infolge des Biospritbedarfs in den Industrieländern wertvolle Anbaufläche in ärmeren Ländern der Nahrungsmittelerzeugung entzogen werde. Gefragt seien nunmehr Lösungen, die möglicherweise für hiesige Landwirte betriebswirtschaftlich ungünstig seien, gleichzeitig jedoch den Belangen der ärmeren Länder besser Rechnung trügen.

Gauck mahnte ein verändertes Bewusstsein für die Bedeutung von Nahrungsmitteln an. Dabei helfe die Erkenntnis, dass ein ausreichendes Lebensmittelangebot trotz einer hochmodernen Landwirtschaft keine Selbstverständlichkeit sei. Den Ansatz für die erforderliche Bewusstseinsbildung sieht das Staatsoberhaupt bei Kindern und Jugendlichen. Ihnen gelte es stärker als bisher zu vermitteln, wie viel Arbeit in der Erzeugung einer Kartoffel oder eines Stücks Fleisch stecke. Nur so könne die gewünschte Wertschätzung für Essen erreicht und zugleich der Lebensmittelverschwendung begegnet werden. Gauck: „Was Hänschen lernt, legt Hans in den Einkaufskorb.” (AgE)

Weitere Fotos und die Position des Bauern- und Landfrauenverbandes sowie der Kirchen zum Erntedank finden Sie hier: Gemeinsame Erklärung von Bauern, Landfrauen und Kirche zum Erntedank  (4.10.2012)