Die Union will den Dialog zwischen „Lebensmittelerzeugung und Gesellschaft“ forcieren. In ihrem vergangene Woche auf einer Vorstandsklausur in Berlin beschlossenen Papier „Lebensthemen - Von der Ernährung bis zum gesundheitlichen Verbraucherschutz“, kündigt die Bundestagsfraktion die Einrichtung einer extern moderierten Dialogplattform beim Bundeslandwirtschaftsministerium an.
Teilnehmen sollen Vertreter von Verbrauchern, Landwirtschaft, Wissenschaft, Kirchen, Politik sowie „einige Nichtregierungsorganisationen“, wie die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Gitta Connemann, vor Journalisten erläuterte. Man wolle „alle relevanten Gruppen an einen Tisch holen, um Verständnis füreinander zu entwickeln“, sagte die CDU-Politikerin.
Zum einen gehe es darum, Verbrauchern die „Realität auf den Höfen“ näherzubringen. Zum anderen müssten die Landwirte sich weiter öffnen gegenüber den Erwartungen der Verbraucher an Transparenz, Standards und Tierwohl.
In ihrem Papier beklagt die CDU/CSU einen fehlenden gesellschaftlichen Konsens, wie eine moderne Nahrungsmittelproduktion in Deutschland aussehen soll. Für die Union steht fest, dass eine Entwicklung, „die auf immer größer, schneller und weiter ausgerichtet ist“, in die Sackgasse führen werde. Als ihr Leitbild nennt die Union eine „regional verankerte, flächendeckende und bäuerliche Landwirtschaft“.
Eine Absage wird „einseitigen ideologischen Verboten“ zur Durchsetzung höherer Erzeugungsstandards erteilt. Gefordert sei Augenmaß bei Auflagen, um eine Verdrängung der Produktion ins Ausland zu verhindern. Das Bundeslandwirtschaftsministerium wird aufgefordert, seine Exportaktivitäten zu verstärken und Handelshemmnisse abzubauen.
Verantwortung des Lebensmittelhandels
„Wir müssen die Erwartungen der Verbraucher und die heutigen Realitäten in der Lebensmittelerzeugung einander wieder näherbringen“, erklärte der agrarpolitische Sprecher der Fraktion, Franz-Josef Holzenkamp. Nur so ließen sich die gesellschaftliche Akzeptanz und die Zukunftsfähigkeit der deutschen Lebensmittelwirtschaft sicherstellen.
Laut Holzenkamp ist die Land- und Ernährungswirtschaft grundsätzlich zu Veränderungen bereit. Die müssten aber bezahlt werden. Die vorgeschlagene Dialogplattform solle einen Beitrag zu tragfähigen Veränderungen leisten. Die seien nur möglich, wenn die gesamte Lebensmittelkette vom Landwirt über die Verarbeitung und den Einzelhandel bis hin zum Verbraucher eingebunden werde und sich ihrer Verantwortung stelle. Hierzu müssten insbesondere die vier großen Lebensmitteleinzelhändler ihren Beitrag leisten.
Holzenkamp: „Notwendig sind praxisgerechte und wirtschaftlich tragfähige Lösungen, anstatt pauschale Verbote.“ Deshalb fördere das Bundeslandwirtschaftsministerium intensiv die Forschung nach Alternativen zu gesellschaftlich nicht mehr akzeptierten Methoden, wie etwa dem Töten von männlichen Küken oder der Ferkelkastration.
Die Chancen der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft sieht der CDU-Politiker in einer Weiterentwicklung der Standards und damit in einer Qualitätsoffensive. Nur so könne sie im internationalen Wettbewerb bestehen. Deutschland brauche eine moderne und wettbewerbsfähige Lebensmittelerzeugung im eigenen Land. „Diese sichern wir mit einer realistischen Agrarpolitik und nicht mit einer ideologisierten Agrarwende", so Holzenkamp.
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