Die deutschen Landwirte haben gute Voraussetzungen, um im europäischen und weltweiten Wettbewerb langfristig Profite zu erwirtschaften und ihre Beschäftigung zu sichern. Davon ist der Gießener Agrarökonom Prof. Michael Schmitz überzeugt.
In seiner Analyse der Situation und Perspektiven der landwirtschaftlichen Betriebe betonte Schmitz, dass die vorliegenden Preisprognosen bis zum Jahr 2023 einen „durchweg positiven Trend“ aufwiesen. Die Preisvolatilitäten an den Weltmärkten seien zwar höher als unter den „alten EU-Marktordnungsbedingungen“; sie seien aber im Zeitablauf auch nicht angestiegen.
Hinzu komme, dass die meisten heimischen Unternehmer „längst ein kluges Risikomanagement“ betrieben und die notwendigen strukturellen Anpassungen vorgenommen hätten, so der Agrarökonom.
Für die in Deutschland ansässige Produktion bestünden trotz Klimawandel aufgrund guter Bodenqualität und ausreichender Wasserverfügbarkeit positive Aussichten. Insbesondere Nahrungsmittelqualität und -sicherheit dienten deutschen Herstellern auf internationalen Märkten als Herausstellungsmerkmale und Wettbewerbsvorteile.
Bürokratieausmaß überdenken
Für den internationalen Handel bieten sich deutschen Erzeugern laut Schmitz im außereuropäischen Raum mehr und mehr Absatzperspektiven. Zwar würden 70 % bis 80 % des Handels derzeit noch mit EU-Partnern abgewickelt; gleichzeitig entstehe jedoch ein großes Nachfragepotential rund um Asien.
Der Agrarhandel mit Ländern außerhalb der EU habe sich generell „ausgesprochen dynamisch“ entwickelt. Nicht zweckdienlich sei die „gesellschaftlich verengte Diskussion auf die Wahl zwischen Globalisierung versus Regionalisierung“. Beide Handelsformen könnten erfolgreich nebeneinander bestehen, „als Ausdruck individueller unternehmerischer Wahlfreiheit für die standörtliche beste Option“.
Der Gießener Agrarwissenschaftler appellierte an die Politik, „Unternehmer des gesamten Spektrums in ihren Bemühungen zur Markterschließung, zur Produkt- beziehungsweise Prozessverbesserung sowie zur notwendigen strukturellen Anpassung“ zu unterstützen. Zugleich sei es angebracht, „das Ausmaß an Regulierung und Bürokratie“ zu überdenken. Zusatzlasten entstünden beispielsweise durch die Verschärfung der Düngeverordnung, die Vorschriften zur Mindestlohnregelung und die im EU-Vergleich hohen Stromkosten. Auch Tierschutz müsse „mit Augenmaß und mit den Landwirten und nicht gegen sie“ betrieben werden.