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„EU-Bauern können nichts am Hunger in der Welt ändern“

Die öffentliche Meinung zum Thema Welternährung ist stark durch positive und negative Vorurteile geprägt. Das ist eines der Ergebnisse einer repräsentativen Verbraucherbefragung der Universität Göttingen, an der 1200 Verbraucher aus ganz Deutschland zu möglichen Ursachen der Welthungerproblematik befragt wurden.

Lesezeit: 4 Minuten

Die öffentliche Meinung zum Thema Welternährung ist stark durch positive und negative Vorurteile geprägt. Das ist eines der Ergebnisse einer repräsentativen Verbraucherbefragung der Universität Göttingen, an der 1200 Verbraucher aus ganz Deutschland zu möglichen Ursachen der Welthungerproblematik befragt wurden.


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„Bis 2050 muss die Agrarproduktion deutlich gesteigert werden, um mit der Nachfrageentwicklung schrittzuhalten. Trotzdem sieht die Mehrheit der Befragten die Lösung für das globale Ernährungsproblem nicht primär in der Landwirtschaft“, erklärte der Göttinger Agrarwissenschaftler Matin Qaim beim 9. Ernährungssymposium der Heinz Lohmann Stiftung in Hamburg.

 

Als Hauptursachen für den Hunger würden vielmehr Dürren, Kriege und Konflikte sowie Korruption in den Entwicklungsländern gelten, so Qaim, der die Umfrage mitverantwortet. Aspekte, die unmittelbar mit der Landwirtschaft in Verbindung stehen – wie die Bioenergie, der geringe Einsatz von modernen Technologien in den Entwicklungsländern und Nachernteverluste – schätzten die Teilnehmer der Befragung hingegen als relativ unbedeutend ein. „Dürren, Kriege und Konflikte sind häufig in den Medien, machen aber de facto nur einen kleinen Teil des Hungerproblems aus“, so der Agrarwissenschaftler.


Hunger wegen Verteilungsproblem


Auch die Frage, ob Hunger und Unterernährung eher eine Frage der Verteilung oder der Produktion von Lebensmitteln sind, war Gegenstand der Erhebung: Die meisten Deutschen sehen Verteilungsprobleme als Ursache für den Welthunger an. Der verstärkte Einsatz ertragreicher Sorten in der Landwirtschaft wird zwar von 75 % der Befragten als Verbesserung für die Welternährung betrachtet. Gleichzeitig befürchten aber 41 % durch den verstärkten Einsatz von Gentechnik eine Verschlechterung. 

 

„Hier werden weit verbreitete Ängste vor Umwelt- und Gesundheitsrisiken der Gentechnik auf das Thema Welternährung übertragen“, vermutet Qaim. Der vermehrte Einsatz der Gentechnik ist nach Meinung der Mehrheit der Befragten eine der drei Maßnahmen, die die Welternährung am stärksten verschlechtern würde. Ähnlich negativ wird ein höherer Einsatz von Düngern und Pflanzenschutz von der Öffentlichkeit bewertet. Stattdessen versprechen sich über 70 % Verbesserungen durch den Ausbau des Fairen Handels und ein Verbot der Spekulation mit Lebensmitteln. Angesichts der medialen Aufmerksamkeit für das Spekulationsthema in den vergangenen Monaten sei dieses Ergebnis ein Indiz für den starken Einfluss der Medien als Meinungsmacher, heißt es in der Auswertung.


„Mehr Öko-Landbau gegen den Hunger"


Auf die Rolle der konventionellen und Ökologischen Landwirtschaft angesprochen trauen die Befragten letzterer mehr zu. Fast jeder Zweite betrachtet den Ökolandbau „als vielversprechend für die Verbesserung der Welternährung.“ Aufgrund der Tatsache, dass die Ökologische Landwirtschaft im Gegensatz zur konventionellen als weniger ertragreich gilt, vermuten die Wissenschaftler auch hier einen starken Einfluss der Medien auf die persönliche Überzeugung.

 

Die Umfrage zeigte zudem einmal mehr, dass Forderungen und tatsächliches Verhalten auseinander driften. So sprachen sich viele Verbraucher für regional erzeugte Lebensmittel aus, die fair gehandelt werden. Ebenso würde der sparsame und bewusste Umgang mit Lebensmitteln den Hunger eindämmen. „Beim tatsächlichen Kauf- und Konsumverhalten gaben die meisten jedoch an, dass das Thema Welternährung für sie persönlich keine bedeutende Rolle spielt“, so Qaim weiter. Insbesondere der Fleischkonsum, der in der öffentlichen Diskussion immer wieder als Problem für die Welternährung genannt wird, werde in der Realität kaum durch dieses Thema beeinflusst.

 

Und wer soll den Hunger in der Welt bekämpfen? Von zehn zur Auswahl stehenden Akteuren haben die Befragten als erstes der Deutschen Welthungerhilfe die größte Kompetenz zugeschrieben, gefolgt von Agrarwissenschaftlern. Landwirtschaftliche Organisationen finden sich im unteren Mittelfeld. Dem Deutschen Bauernverband wird hierbei mehr zugetraut als „Agrokonzernen“, was auf Vorbehalte gegenüber der Landwirtschaft als „Agro-Industrie“ in der Bevölkerung schließen lässt. Das Schlusslicht bilden die deutschen Politiker.


Fazit


Die Ergebnisse der Befragung machen deutlich, dass die öffentliche Meinung zum Thema Welternährung stark durch Vorurteile geprägt ist, etwa bei der Einschätzung der Rolle des Ökolandbaus, der Agrochemie oder der Gentechnik, erklärte Qaim abschließend. Dies sieht er allerdings mit Sorge: „Pauschalurteile bringen uns nicht weiter bei so hochkomplexen Fragen wie der Zukunft der Welternährung.“ (ad)



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