Hauseigene Forscher der Europäischen Kommission bestätigen, dass zusätzliche Luftreinhaltungsauflagen für die Landwirtschaft zu teilweise deutlichen Produktionsrückgängen führen würden. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor, die die Gemeinsame Forschungsstelle (JRC) für die Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung durchgeführt hat.
Eine EU-weite Pflicht zur Verringerung der Methan- und Lachgasemissionen um 28 % bis 2030 gegenüber 2005 würde den Berechnungen zufolge den europäischen Mastrinderbestand mehr als halbieren. Unter Berücksichtigung von möglichen Produktivitätssteigerungen könnte der Effekt auf das Rindfleischangebot mit einem Minus von 31 % etwas geringer ausfallen. Die Verbraucherpreise für Rindfleisch sollen jedoch gleichzeitig um ebenfalls 31 % steigen; der Importbedarf aus Drittländern würde zunehmen.
Ebenfalls betroffen wäre die Milchproduktion, die nach Angaben der JRC-Forscher um bis zu 9 % sinken könnte. Die landwirtschaftliche Nutzfläche würde EU-weit um bis zu 13 % schrumpfen, darunter die Ackerfläche um bis zu 8 % und der Futterbau sogar um bis zu 27 %. Die Folge wäre ein deutlicher Anstieg der Brachflächen.
Die Sauen- und Mastschweinehaltung wäre von einem Rückgang um bis zu 9 % betroffen, die Geflügelhaltung in einem Bereich von minus 2 % bis minus 5 %. In der Konsequenz erwarten die Wissenschaftler eine Verschlechterung der EU-Agrarhandelsbilanz für fast alle Produkte und Verteuerungen für die Verbraucher.
Betriebsaufgaben wahrscheinlich
Weil in den Szenarien die Preissteigerungen die Produktionsrückgänge überwiegen, ergeben sich für die Landwirte unter dem Strich positive Einkommenseffekte im Bereich von 14 % bis 27 % - allerdings längst nicht in allen Regionen. „Ferner muss man bedenken, dass einige Landwirte wahrscheinlich ausscheiden werden, wenn sie die Verpflichtungen zur Treibhausgaseinsparung nicht stemmen können“, heißt es in dem Bericht.
Offensichtlich würden nur die übriggebliebenen Landwirte von den Einkommenssteigerungen profitieren. Ferner geben die Autoren zu bedenken, dass die auf globaler Ebene tatsächlich erreichten Treibhausgaseinsparungen durch die Verlagerung der Produktion in Drittstaaten am Ende deutlich geringer ausfallen könnten.