Erstmals seit ihrem Wiederauftreten in Deutschland haben Wölfe vergangene Woche bei Brück im Landkreis Potsdam-Mittelmark eine Rinderherde angefallen und dabei drei Kälber getötet. Ein weiteres Jungtier sei bei dem Vorfall verletzt worden und kurz danach verendet.
Dem jüngsten Angriff war bereits im April die Tötung eines einzelnen Kalbes durch einen Wolf vorausgegangen. Die Attacke einer ganzen Herde durch die aus dem Fläming stammende Wolfsfamilie stelle jedoch ein Novum dar, so Prof. Matthias Freude vom Landesumweltamt.
Für die Behörden haben nun nach seinen Angaben Maßnahmen gegen weitere Wolfsübergriffe auf Rinder Priorität. Dazu sollen die Weiden in dem betroffenen Betrieb mit hochvoltigen Elektrozäunen ausgestattet werden. Dadurch will man die Wölfe vergrämen und nach Möglichkeit dauerhaft von weiteren Angriffen auf Rinder abhalten. Die dafür erforderlichen Mittel stammen aus dem Haushalt des Landesumweltamtes.
Freude sicherte darüber hinaus die vollständige Regulierung der an den Tieren entstandenen Schäden zu. Dabei werden ihm zufolge keine festen Schadenshöhen angesetzt, vielmehr gelte der tatsächliche Wert des Tieres, im Falle von Zuchttieren also auch der aktuelle Zuchtwert. In Brandenburg leben aktuell laut Freude insgesamt 15 einheimische Wolfsrudel. Einschließlich der Tiere im Grenzbereich bewegten sich derzeit etwa 100 Tiere in der Mark.
Wolfsriss bei Boizenburg bestätigt
In Mecklenburg-Vorpommern hat sich unterdessen ebenfalls ein weiterer Verdacht auf einen Wolfsriss bestätigt. Wie das Schweriner Landwirtschaftsministerium mitteilte, ist es nach einer genetischen Analyse nun sicher, dass die fünf Mitte September gerissenen und drei schwer verletzten Schafe nahe Rensdorf bei Boizenburg im Landkreis Ludwigslust-Parchim Opfer eines Wolfes wurden.
Herkunft und Geschlecht des Tieres seien nicht ermittelt worden, berichtete das Agrarressort weiter. Die betroffenen Tierhalter erhielten nun Kompensationszahlungen für die gerissenen Schafe aus der Förderrichtlinie Wolf.
Das Ministerium erinnerte daran, dass Schaf- und Ziegenhalter besonders im Wolfsgebiet des Landes ihre Vorkehrungen zum Herdenschutz überprüfen sollten. Empfohlen werden den Angaben zufolge entweder mindestens 90 cm hohe stromführende Zäune mit einem Bodenabstand von weniger als 20 cm beziehungsweise Maschendrahtzäune mit mindestens 120 cm Höhe. Die Zäune müssen allseitig geschlossen sein.
Laut Förderrichtlinie Wolf kann im ausgewiesenen Wolfsgebiet des Landes die Anschaffung von höheren Zäunen, Weidezaungeräten, Flatterband oder auch Herdenschutzhunden finanziell mit bis zu 75 % der Kosten gefördert werden.
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