In der Diskussion um eine mögliche Verlängerung des von der russischen Regierung im Februar eingeführten Exportzolls auf Weizen über den 30. Juni hinaus haben jetzt die Wettbewerbshüter Stellung bezogen. Der Föderale Antimonopoldienst Russlands (FAS) befürwortet eine Verlängerung der Abgabe. Das Land brauche preiswerteres Mehl für die Verbraucher, begründete Behördenchef Igor Artemjew diese Auffassung.
Anfang April hatte Ministerpräsident Dmitrij Medwedew verschiedene Behörden beauftragt, gemeinsam mit den Branchenverbänden einzuschätzen, ob eine Fortführung des Exportzolls zweckmäßig wäre.
Unterdessen kritisierte der Exekutivdirektor des Moskauer Consulting- und Forschungszentrums für Agrarökonomie (Sovecon), Andrej Sisow, diesen Auftrag Medwedews als „sehr schlechtes Signal“. Bei einem Agrarforum in Rostow am Don Ende vorletzter Woche wies Sisow darauf hin, dass die Landwirtschaftsbetriebe derzeit über Getreidevorräte in Rekordhöhe verfügten; bei einer Verlängerung des Exportzolls wären die Betriebe gezwungen, die Bestände schleunigst abzubauen, was einen stärkeren Preisverfall zur Folge hätte.
Die Erlöseinbußen, die die Branche wegen des Exportzolls und der zuvor inoffiziellen Beschränkungen der Getreideausfuhren erlitten hat, veranschlagte der Experte auf rund 20 Mrd Rbl (359 Mio Euro). Dieser Betrag sei mit jenem für alle bisher geplanten staatlichen Unterstützungen der diesjährigen Feldarbeiten vergleichbar.