Die Einführung eines freiwilligen Lieferverzichts im Zuge der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ist nach Ansicht der FDP ungeeignet, um Krisen auf dem Milchmarkt zu begegnen. „Milchbauern können sich freiwillig dazu verpflichten, wenn sie dies wollen, aber der Staat kann und darf dies nicht organisieren“, sagte FDP-Agrarsprecherin Christel Happach-Kasan bezüglich der aktuell vor dem Kanzleramt stattfindenden Milcherzeugerproteste des European Milk Board (EMB).
Eine Regulierung von Milchmengen ist ihrer Meinung nach nur sehr langfristig effizient möglich. Deshalb sei ein kurzfristiger Produktionsverzicht seitens der Milchbauern nicht praktikabel.
„Es ist ein Gebot des Tierschutzes, Milchkühe regelmäßig zu melken. Bereits produzierte Milch nicht auf den Markt zu bringen, käme hingegen Lebensmittelverschwendung gleich“, so die Politikerin. Angesichts eines steigenden Bedarfs an Milch und Milchprodukten sei es wenig sinnvoll, wenn deutsche Betriebe jetzt ihre gute Marktposition aufs Spiel setzen.
Um nach dem Auslaufen der Milchquote in 2015 einen stabilen Milchmarkt zu schaffen, müssten Landwirte und Molkereien Verhandlungen über Lieferverträge auf gleicher Augenhöhe führen. Beide müssten flexibler auf Angebotsschwankungen reagieren können. Die Molkereien sollten zudem stärker auf die Veredlung setzen.
Happach-Kasan verweist dazu auf Molkereien in Italien, die pro Liter Milch eine deutlich höhere Wertschöpfung erzielten als heimische Molkereien. „Das trägt zur Stabilität der Milchpreise bei. Dadurch rentieren sich langfristig Investitionen in die Veredlung“, sagte sie am Montag.
Die Agrarexpertin erwartet, dass in der Zukunft der Milchpreis stärkeren Schwankungen unterliegt, hervorgerufen durch regionale, saisonale und internationale Einflüsse. Doch nicht jede Preissenkung bedeute gleich eine Krise. (ad)
Hintergrund:
Milcherzeuger-Protest vor dem Kanzleramt (3.6.2013)