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Fachleute zu Verlusten bei der Gülledüngung und dem Gülletourismus

Der Ausschuss für Grünland der Landwirtschaftskammer RLP hat sich auf seiner Frühjahrssitzung mit dem Thema Nährstoffverlust der Verteiltechniken bei der Ausbringung flüssiger organischer Dünger und der grenzüberschreitenden Verfrachtung von Gülle und Trockenkot beschäftigt. Dr.

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Der Ausschuss für Grünland der Landwirtschaftskammer RLP hat sich auf seiner Frühjahrssitzung mit dem Thema Nährstoffverlust der Verteiltechniken bei der Ausbringung flüssiger organischer Dünger und der grenzüberschreitenden Verfrachtung von Gülle und Trockenkot beschäftigt.


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Dr. Richard Neff, Mitarbeiter im Landwirtschaftszentrum Eichhof (Hessen), stellte klar, dass die EU-Nitratrichtlinie  klar vorgebe, welche Nährstoffeinträge zukünftig nur noch erlaubt seien. Dieser Herausforderung müsse sich die Landwirtschaft stellen. Durch eine noch gezieltere Düngung und mit modernster Technik könne man die Vorgaben erreichen, betonte er. Bei frischer Gülle, die als Kopfdüngung ausgebracht werde, schwanken die Verluste des Gesamtstickstoffs erheblich, betonte er.


In seinen Versuchen zur Ausbringungstechnik von organischen Flüssigdüngern untersuchte er in den letzten Jahren alle gängigen Verteilsysteme. So die Breitverteiler, wie beispielsweise Prallteller oder Schwenkverteiler. Aber auch den Schleppschlauch, den Schleppschuh (Ritzverteiler) und den Schlitzverteiler. Der Ammoniakverlust nach der Ausbringung beträgt beim Prallteller bei 10 ° C Lufttemperatur nach 6 Stunden 25 %. Bringe man eine solche Gülle bei 25 ° C auf Stroh aus, so gingen in diesem Zeitraum fast 80 % verloren, so seinen klaren Worte.


Deshalb sind seit Beginn diesen Jahres Verteiler mit freiem Auslauf und solche, die nach oben abstrahlen nicht mehr zulässig. Dies gelte auch für Güllewagen mit Scheibenverteiler und Drehstrahlregner als Verteiler bei der Verschlauchung von Gülle. Weiterhin sind noch die Breitverteiler,  bei denen der Güllestrahl nach unten bzw. zur Seite abstrahlt zugelassen (Prallköpfe, Prallbleche, Schwenkverteiler und –düsen, Düsenbalkensysteme).


Gegenstand der neuen Düngeverordnung ist die Pflicht zum Einsatz bodennaher Techniken, wie Schleppschlauch-, Schleppschuh- und Schlitzverteiler ab 2020 in stehende Ackerkulturen bzw. 2025 auf Grünland.


Wichtig sei aber nach wie vor, dass auf „Güllewetter“ geachtet werde. „Niedrige Temperaturen, kein Wind, bodennahe Ausbringung und gleichzeitig oder anschießend Niederschläge sind beste Voraussetzungen für eine möglichst verlustfreie Düngung ohne große Ammoniakverluste“, betonte Dr. Neff.


Bei den Futtererträgen ergeben sich klare Vorteile bei einer solchen Vorgehensweise. So brachte die Ausbringung von Gülle mit dem Schleppschlauch an Stelle des Pralltellers in vielen Versuchen bis zu 20 % bessere Ergebnisse. Aber auch der Futterwert steigt bei bodennaher Ausbringung an, da die Nährstoffgehalte wie Energie, Protein und Mineralstoffe ansteigen. Selbst der pH-Wert wird durch eine verlustarme Gülledüngung positiv beeinflusst, da der Kalkverzehr geringer ist, stellte der Grünlandexperte fest.


Allerdings haben die Schlitzgeräte auf Grünland auch Nachteile. Durch die Narbenverletzung haben der Ampfer und andere Lichtkeimer beste Voraussetzungen für eine Vermehrung. Die im Boden sich befindlichen Samen, die bis zu 80 Jahre keimfähig sind, werden durch den Lichtimpuls zu Keimung angeregt. Folglich schließen diese Pflanzen die Lücken, stellte er fest.


Auch der Bodendruck spielt eine gewichtige Rolle beim Grünlandaufwuchs und –bestand. Oft stellt man fest, dass die Narben in den Fahrspuren vergilben und zurück bleiben. Durch den Bodendruck werde das Porenvolumen dezimiert. Damit wird die Sauerstoffversorgung der Bodenlebewesen vermindert und damit deren Dynamik. Entsprechend würde die Mineralisierung von organischer Masse langsamer ablaufen und weniger Nährstoffe für die Pflanzen verfügbar, gab Dr. Neff zu verstehen.


Vor allem aber wird die Pflanzengesellschaft damit beeinflusst. So nehmen bei verdichteten Böden oft Gräser überhand, die weniger leistungsfähig seien und einen geringeren Futterwert hätten, wie beispielsweise die Gemeine Rispe.


Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Schnittzeitpunkt und die –häufigkeit. Rechtzeitig, d.h. im Ähren- oder Rispenschnieben,  nicht zu tief geschnittene Bestände bringen die besten Erträge bei Menge und Qualität. Wie oft dieser Zustand während der Vegetation erreicht wird hängt vor allem von der Wasserversorgung ab, betonte Dr. Neff am Schluss seines Vortrags. 


In der anschließenden Aussprache wurden die Themen Futterverschmutzung, Wasser zu Gülle, Güllezusätze, Verunkrautung und Kosten der Technik angesprochen. Bei allen Maßnahmen gelte es abzuwägen zwischen Kosten und Nutzen. Hierzu liefern die Versuchsergebnisse und die Beratung die Zahlen, um die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen berechnen zu können, gab Dr. Neff zu verstehen. 


Organischer Dünger aus Holland- Segen oder Fluch?!


Katharina Laub, Mitarbeiterin im Institut für Zukunfts-Energie-Systeme (IZES), stellte fest, dass es noch erhebliche Unterschiede zwischen den Mitgliedsstaaten gebe. So werden beispielsweise unterschiedlich hohe Temperaturen und Verweilzeiten angesetzt, die zur Hygienisierung der Stoffe führen sollen. Auch die Tatsache, dass Gülle und Bioabfall nach der Vergärung in der Biogasanlage als Gärrest in Deutschland als Abfall eingestuft werde und damit der Hygienepflicht vor der Verbringung unterliege; in Holland dagegen liege nach diesem Prozess ein verkehrsfähiges Produkt vor, beklagte sie.


Die Stickstoffüberschüsse betragen deutschlandweit 68 kg/ha. Unter den Bundesländern liegt Nordrhein-Westfallen mit 77 kg/ha an der Spitze und den geringsten Wert hat Mecklenburg-Vorpommern mit 26 kg/ha. Rheinland-Pfalz liege mit 38 kg/ha in der Mitte.


Innerhalb Europas hat Holland bei Stickstoff mit durchschnittlich 200 kg/ha den höchsten Nährstoffeintrag, den Schluss nimmt Ungarn mit 60 kg/ha ein. Bei Phosphor liegen die Mitgliedsländer näher beieinander. Auffallend sei aber, dass Kroatien mehr Phosphordünger ausbringe als Stickstoff, bemerkte Laub.


Innerhalb der Länder Europas erfolgt ein unterschiedlicher Stofftransport. Die Länder mit einer hohen Viehdichte versuchen natürlich den organischen Dünger sachgerecht in den Kreislauf zurück zu bringen; entweder durch regionalen Ausgleich innerhalb des Landes oder grenzüberschreitend. Frankreich importiere jährlich 2-3 Mio t aus Belgien, Holland und Italien. In Dänemark dagegen finde kein Handel mit solchen Düngestoffen statt, so die Referentin.


Der Transport solcher Mittel ist natürlich mit Kosten verbunden. Holland gebe dafür jährlich 40 Mio € aus. Da die Inhaltstoffe entscheidend für die Transportwürdigkeit seien, werde versucht diese durch abpressen oder trocknen der organischen Substanz zu konzentrieren. 


In der Diskussion wurde einerseits beklagt, dass es nicht in Ordnung sei, dass wir die Gülle und Gärreste für andere „entsorgen“ sollen. Andererseits wurde aber die Meinung vertreten, dass diese Stoffe wertvollen Dünger darstellen, der in den Ackerbaubetrieben willkommen sei, um Kosten zu sparen.


Kathrin Laub hierzu: es gebe immer unterschiedliche Interessen. Wichtig sei letztendlich, dass ausgeglichene Bilanzen erreicht werden, mit möglichst wenig Schadstoffbelastung durch die Transportfahrten. 

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