Ein Kommentar von Dr. Frank Greshake, Landwirtschaftskammer NRW im Wochenblatt Westfalen-Lippe:
Es ist schon bitter: Seit Mitte Juni sind die Ferkelpreise auf Talfahrt. Gleich mehrmals drückten Schritte von 2 bis 3 Euro die Nordwest-Notierung um 11 Euro auf 35 Euro. Gegenüber dem Höchststand im April fehlen sogar 12 Euro.
In der laufenden Woche melden zumindest einige Ferkelvermarkter stabile Ferkelpreise. Ein Blick auf die anderen Ferkelnotierungen zeigt eine ähnliche Entwicklung. Die Notierung Hohenlohe verlor in gut sechs Wochen 10 Euro; in den Niederlanden ging der Preis um 7 Euro, in Dänemark um den gleichen Betrag zurück. Zumindest in den Niederlanden waren die Ferkel aber schon Wochen zuvor preislich unter Druck geraten. Das ist auch für die europäischen Sauenhalter eine dramatische Entwicklung. Denn auf der Kostenseite sieht es nicht nach Entlastung aus; es sind eher höhere als niedrige Futterkosten zu erwarten. Im Laufe der Ernte könnte sich das vielleicht noch ändern. Höhere Ferkelpreise sind dagegen bis Spätherbst nicht zu erwarten.
Dazu müsste sich beim Schlachtpreis etwas tun. Die aktuellen 1,40 Euro waren aber in den letzten Wochen wie in Stein gemeißelt; darüber hinaus ging es – allen Versuchen zum Trotz – leider nicht. Die Schlachtbranche kämpft mit erheblichen Absatzproblemen. Der Konsum im Inland ist weiter schwach.
Bei den Nebenprodukten – Abschnitte, Fetter, Mägen, Lebern, das Darmpaket – überall zahlen die Abnehmer weniger Geld. Schlachtkonzerne wie mittelständische Schlachter sprechen von 5 Euro Verlust pro Schlachtschwein in den letzten drei Monaten (bei den Ferkelerzeugern und Mästern fällt der Verlust höher aus!). Entsprechend gedämpft ist die Stimmung bei den Schlachtunternehmen und bei den Schlachtzahlen wird vorsichtig disponiert. Bei dem aktuellen, eher verhaltenen Angebot ist das kein Problem, aber mehr Schweine sollten es im Herbst nicht werden.
Die Schweinemäster rechnen für das Jahresende überwiegend mit schwachen Erlösen und richten ihr derzeitiges Verhalten beim Ferkeleinkauf darauf aus.
Nach dem wirtschaftlich katastrophalen zweiten Halbjahr 2014 steht den Sauenhaltern erneut eine finanzielle Durststrecke bevor. Wieder werden einige aus der Produktion aussteigen. Doch: Kleinere Ferkelerzeugerbetriebe, die mit der Aufgabe der Sauenhaltung relativ schnell den Markt bereinigen, gibt es nicht mehr viele. Ohne einen zumindest europaweiten Rückgang der Ferkelerzeugung ist keine Marktentlastung zu erwarten – weder bei den Ferkel- noch bei den Schweinepreisen.