Eine zukunftsfähige Tierhaltung in Deutschland muss auf die wachsenden gesellschaftlichen Anforderungen beim Tierwohl eingehen, darf aber auch den Markt nicht aus den Augen verlieren. Das wurde beim diesjährigen BäuerinnenForum am 17. Januar deutlich.
Zum Auftakt der Veranstaltung rief die Staatssekretärin vom Bundeslandwirtschaftsministerium, Dr. Maria Flachsbarth, die deutschen Tierhalter zu noch größeren Anstrengungen bei der Verbesserung des Tierwohls auf, wies gleichzeitig aber auch auf ökonomische Grenzen bei der Umsetzung hin.
Flachsbarth erklärte, das Thema artgerechte Tierhaltung sei heute ein zentraler Teil der gesellschaftlichen Diskussion. Bauern, aber auch die Politik und die Gesellschaft trügen eine gemeinsame Verantwortung für die Weiterentwicklung der Nutztierhaltung. Dabei müsse jedoch gesichert sein, dass die Nutztierhaltung ein starkes Standbein vieler bäuerlicher Familien bleibe, betonte die Staatssekretärin.
Sie stellte fest, dass die Akzeptanz des Bürgers für die gesamte Wirtschaft, aber eben in besonderem Maße für die Nutztierhaltung sehr schnell zum harten Produktionsfaktor werde. Man könne jedoch die wirtschaftliche Perspektive der Nutztierhaltung nicht von den Zielen des Tierschutzes und der gesellschaftlichen Debatte trennen.
Weiterentwicklung der Tierhaltung geschah im Verborgenen
Die dlv-Präsidentin Brigitte Scherb stellte ihrerseits fest, dass die Entwicklungen in der modernen Tierhaltung in den letzten Jahrzehnten weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden hätten. Diese habe zwischenzeitlich jedoch eine andere Ethik entwickelt und lehne beispielsweise große Ställe mit vielen Tieren ab, obwohl Größe allein nicht automatisch schlecht für die Tiere sei. Scherb zufolge sollte die Branche die Kritik aus der Gesellschaft aber nicht rundweg zurückweisen, sondern als Anregung nehmen, das eigene Handeln und mögliche Fehlentwicklungen zu überdenken.
Die laufenden Tierschutzansätze auf Bundes-, Landes oder Branchenebene sind nach Einschätzung des Präsidenten des Thünen-Instituts (TI), Prof. Folkhard Isermeyer, in ihrer Vielfalt nicht effektiv genug. Er rief in seinem Beitrag zu einer besseren Abstimmung der aktuellen Tierschutzinitiativen und zu einer stärkeren Einbindung der Gesellschaft auf.
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