Die EU-Kommission hat in Frankreich die von Landwirtschaftsminister Stéphane Le Foll gewünschte verpflichtende Herkunftskennzeichnung für Fleisch und Milch in verarbeiteten Produkten sowie für Milch genehmigt. Das "Experiment" kann starten, sagte EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis. Gegner sehen darin dagegen das Ende der Binnenmarktprinzipien gekommen.
Dem Agrarministerium zufolge könnte die neue Herkunftskennzeichnung Anfang 2017 in Kraft treten und zunächst für einen Zeitraum von zwei Jahren gelten, sofern der Staatsrat zustimmt. Die weiteren Modalitäten sollen im Sommer mit Branchenvertretern und Verbraucherschutzorganisationen ausgearbeitet werden.
Der Präsident der Interprofession für Vieh und Fleisch (Interbev), Dominique Langlois, erklärte, er sehe in der Entscheidung der Brüsseler Behörde eine Bestätigung für die Bemühungen der Pariser Regierung, den Verbrauchern klarere und transparentere Informationen über die zur Auswahl stehenden Produkte zu liefern.
Deutliche Kritik kommt vom europäischen Milchindustrieverband (EDA). Aus Sicht von dessen Generalsekretär Alexander Anton hat die Kommission „eindeutig versagt“ beim Schutz der Binnenmarktprinzipien. Dies sei aus politischer Sicht ein „Worst-Case-Szenario für die Union“. Anton wies darauf hin, dass der französische Vorschlag bereits Nachahmer in Europa gefunden habe. So sei von der italienischen Regierung bereits ein entsprechender Entwurf vorgelegt worden, und andere Mitgliedstaaten dürften folgen.
Der EDA-Generalsekretär sieht damit das Ende der Binnenmarktprinzipien für Milch und Milchprodukte aufkommen. Deutliche Kritik an den Pariser Plänen hatten bereits im März die spanischen Land- und Fleischwirtschaftsverbände geübt und ebenfalls eine Verletzung des EU-Binnenmarktes beklagt.