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„Für Mehr Tierschutz“: Aigner und Tierschutzbund stellen neues Label vor

Der Deutsche Tierschutzbund hat heute in Berlin im Beisein von Bundesagrarministerin Ilse Aigner sein neues Tierschutzsiegel für Schweine- und Hühnerfleisch vorgestellt. Später soll es auch für verarbeitete Produkte wie Wurst eingesetzt werden. Bewertet werden mit der neuen Kennzeichnung unter anderem die Haltungsbedingungen wie Platz, Transportzeiten und Betäubungsmethoden.

Lesezeit: 5 Minuten

Der Deutsche Tierschutzbund hat heute in Berlin im Beisein von Bundesagrarministerin Ilse Aigner sein neues Tierschutzsiegel für Schweine- und Hühnerfleisch vorgestellt. Später soll es auch für verarbeitete Produkte wie Wurst eingesetzt werden.


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Bewertet werden mit der neuen Kennzeichnung unter anderem die Haltungsbedingungen wie Platz, Transportzeiten und Betäubungsmethoden. Haben die Masttiere zum Beispiel viel Auslauf und werden keine gentechnisch veränderten Futtermittel eingesetzt, bekommen die Produkte das Label mit zwei Sternen. Laut Verbandspräsident Thomas Schröder soll so die Tierhaltung von der Zucht bis hin zur Schlachtung verbessert werden.


Angeboten wird das derartig zertifizierte Fleisch allerdings zunächst nur in wenigen Supermärkten - bei Edeka, Reichelt und Kaiser's Tengelmann.


Aigner hätte gerne ein EU-weit gültiges Siegel


Dass das funktioniert und die Einhaltung der Kriterien garantiert ist, davon zeigte sich Ministerin Aigner überzeugt. Ebenso ist sich die CSU-Politikerin sicher, dass die Kunden das annehmen werden, auch wenn das Fleisch im Vergleich mehr kosten wird. Jüngste Umfragen hätten wieder bestätigt, dass den Kunden eine tiergerechte Haltung wichtig ist, erklärte sie bei der Vorstellung.


Ein Gesetz, dass die artgerechte Haltung und Verwertung von Masttieren vorschreibt, lehnte Aigner dagegen ab. Dazu brauche es eine EU-weite Regelung, sonst würden deutsche Landwirte nur durch billige Importe von Massenware benachteiligt. Sie bedauerte in diesem Zusammenhang, dass es in Brüssel bisher nicht gelungen sei, europaweit eine verlässliche Tierschutzkennzeichnung auf den Weg zu bringen. „Am Ziel eines EU-weit gültigen Siegels halten wir fest. Aber wir wollen nicht auf Brüssel warten, sondern bringen nun im Alleingang ein deutsches Tierschutzlabel auf den Weg. Es kann Beispiel sein für eine europaweite verlässliche Kennzeichnung von höheren Tierschutzstandards, die auf die Wünsche der Kunden eingeht und im Ergebnis auch die Haltungsformen verbessert“, betonte Aigner.


Das BMELV hat das Projekt mit über 1 Mio. Euro gefördert. Dazu gehört auch die Etablierung eines Zertifizierungs- und Kontrollsystems sowie eine begleitende Marktforschung.


"Kein leichter Schritt für uns"


„Es war sicher kein leichter Schritt für uns, aber er war nötig, weil bisher gesetzliche Tierschutzkennzeichnungen fehlen und auch die gesetzlichen Mindeststandards der Tierhaltung in der Landwirtschaft aus Tierschutzsicht nicht ausreichen", sagte Schröder bei der Vorstellung. Eine überwältigende Mehrheit der Verbraucher fordere eine transparente Tierschutzkennzeichnung, die das Label erfüllt. Mit dem Tierschutzlabel wird seiner Meinung nach jetzt und sofort Millionen von Tieren geholfen, u.a. durch mehr Beschäftigung und mehr Platz sowie den Verzicht auf Manipulationen, wie das Kupieren von Schwänzen und Schnäbeln. Ebenso sei die unbetäubte Kastration von Ferkeln verboten. "Schon die Kriterien der Einstiegsstufe liegen weit über den gesetzlichen Vorschriften", erläuterte der Präsident.


FDP sieht Vorteile für Verbraucher und Bauern


Zustimmung zum Tierschutzlabel kommt auch von der FDP. Deren Agrarsprecher Hans-Michael Goldmann wertete die Einführung des freiwilligen Siegels als wichtigen Schritt in Richtung mehr Tierschutz, Transparenz und Verbraucherinformation. Die Kunden könnten so die über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehenden Tierschutzstandards honorieren und die Erzeuger einen Zukunftsmarkt erschließen und ihre Gewinne steigern.

Goldmann warnte jedoch davor, gleichzeitig Produkte ohne dieses Label in den Schatten zu stellen.

„Auch diese Produkte werden nach sehr hohen Tierschutzanforderungen erzeugt.“


Wiesenhof bekommt Label: Die Kritik


Kritik kam dagegen von SPD und Grünen. Grundsätzlich sei die Initiative zwar gut, das Siegel allein halten sie aber nicht für ausreichend. Der Tierschutzbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, Heinz Paula, beklagte das Fehlen einer europaweiten Regelung, während der grüne Agrarpolitiker Friedrich Ostendorff eine gesetzliche Regelung der Tierschutz-Standards forderte. Das neue Label komme nur, „weil Aigner nichts tut“, sagte er.


Der Grünen-Europaabgeordnete Martin Häusling spricht gar von Verbrauchertäuschung. "Die niedrige Ein-Stern-Stufe bringt nur geringfügige Verbesserungen gegenüber den bisherigen konventionellen Standards der Fleischindustrie."


Und die Biobauern kritisieren, dass mit der Kennzeichnung die industriellen Strukturen der Massentierhaltung gestärkt würden. So erhält zum Beispiel auch der Geflügelproduzent Wiesenhof das Siegel vom Deutschen Tierschutzbund für seine im Oktober 2011 gestartete "Privathof-Linie". Für diese Tiere wurden nach Angaben der PHW-Gruppe, zu der Wiesenhof gehört, die Haltungsbedingungen zusammen mit der Ludwig-Maximilians-Universität in München entwickelt. "Die Privathof-Linie ist ein Weg, bei dem es den Tieren deutlich besser geht", sagte Tierschutzbund-Sprecher Marius Tünte.


Details zur Haltung


Voraussetzungen für die Zertifizierung sind unter anderem, dass die Schweine in den Mastbetrieben ein Drittel mehr Platz bekommen als gesetzlich vorgeschrieben, Beschäftigungsmöglichkeiten in den Ställen installiert werden, die Ferkel von den Züchtern nicht betäubungslos kastriert und ihre Schwänze nicht kurz nach der Geburt gekürzt werden.


Das Label für Mastschweine ist außerdem zweistufig aufgebaut. Neben dem „Einstiegs-“ gibt es den „Premium-Standard“. Für beide Stufen gelten u. a. folgende Mindestvorgaben: Erlaubt sind die Ebermast, die Kastration unter Betäubung (Isofluran) mit anschließender Schmerzmittelgabe und die Impfung gegen Ebergeruch. Die Tiere dürfen maximal vier Stunden transportiert werden. Im Schlachthof muss die sichere und tiefe Betäubung der Tiere vor der Schlachtung sichergestellt sein. Auch tierbezogene Kriterien (Verluste, Verletzungen usw.) im Betrieb und auf dem Schlachthof werden erhoben. Bei Missständen müssen Gegenmaßnahmen ergriffen werden.


Bei Masthähnchen würden derzeit die ersten Zertifizierungen beim deutschen Marktführer Wiesenhof laufen. Wiesenhof lasse sich die Marke "Privathof" mit dem Label versehen, die heute bereits mit besseren Haltungsbedingungen für die Tiere produziere, berichtet die Zeitung DIE WELT. In der kommenden Woche will der Tierschutzbund beginnen, den ersten Mastbetrieben die nötige Zertifizierung zu erteilen.


"Es geht uns als Tierschutzorganisation nicht darum, den Fleischkonsum und die Intensivtierhaltung zu unterstützen", sagte Verbandspräsident Thomas Schröder dazu. "Solange Fleisch gegessen wird, wollen wir die Produktion und den Konsum zugunsten tierfreundlicherer Alternativen umlenken." (ad)



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