Die 336 landwirtschaftlichen Genossenschaften in Baden-Württemberg haben im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang um 4,4 % auf insgesamt 3,45 Mrd Euro hinnehmen müssen. Zuwächse gab es nur bei Raps, Obst und Gemüse, dagegen Rückgänge bei Getreide, der Milch, dem Viehhandel und bei der allgemeinen Warenwirtschaft.
Dabei gingen in der Sparte der allgemeinen Warenwirtschaft die Erlöse der 46 Genossenschaften inklusive des Warengeschäfts der Banken überdurchschnittlich zurück, und zwar um 4,7 % auf insgesamt 1,09 Mrd Euro. Das berichtete der Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes (BWGV), Dr. Roman Glaser, kürzlich vor Journalisten in Filderstadt.
Die Umsätze bei den landwirtschaftlichen Erzeugnissen seien um 6,9 % gesunken. Bei Getreide sei ein Umsatzeinbruch um 13,4 % verzeichnet worden. Mit insgesamt 490 200 t Weizen, Gerste, Raps, Roggen, Hafer und anderen Feldfrüchten hätten die landwirtschaftlichen Genossenschaften 5,6 % weniger erfasst als im Vorjahr.
Negativ auf die Ergebnisse der Genossenschaften habe sich auch der preisbedingte Erlösrückgang bei Brenn- und Treibstoffen von insgesamt 12,9 % ausgewirkt. Für die Raiffeisen-Märkte sei ein Umsatzminus von 1,7 % registriert worden. Ein Zuwachs von 1,6 % habe dagegen im Landtechnikgeschäft erzielt werden können.
Die Zahl der Mitglieder im landwirtschaftlichen Bereich verringerte sich 2015 laut Glaser um 4,1 % auf 105 600. Dem Verbandspräsidenten zufolge ist die Stimmung durch die negative Entwicklung auf den Agrarmärkten getrübt. „Gerade in Zeiten eines immer stärkeren internationalen Wettbewerbs zeigt sich für die Landwirte, wie wertvoll unsere Genossenschaften für sie sind“, betonte Glaser.
Anhaltende Krisenstimmung am Milchmarkt
Die Umsätze der sechs genossenschaftlichen Milchverarbeiter in Baden-Württemberg haben sich laut des BWGV-Präsidenten gegenüber 2014 um 14,2 % auf 683 Mio Euro verringert. Wichtigste Ursache sei das national und international anhaltend hohe Angebot gewesen, dem eine global schwächere Nachfrage gegenübergestanden habe. So seien die Produktpreise in allen Segmenten gesunken.
Die Milchanlieferungen in Baden-Württemberg seien um 0,3 % auf 2,28 Mio t zurückgegangen, was Glaser vor allem auf zurückhaltende Anlieferungen vor Auslaufen der Milchquote Ende März 2015 zurückführte. Insbesondere zum Ende des vergangenen Jahres seien aber deutliche Mehranlieferungen verzeichnet worden.
Mit Blick auf die Auszahlungspreise hätten sich die Molkereien in Baden-Württemberg im bundesweiten Vergleich zwar „traditionell“ überdurchschnittlich entwickelt; allerdings sei von Mai bis Oktober auch dort die Marke von 30 Cent/kg unterschritten worden. Die Lage bei den Milcherzeugern sei aktuell deutlich angespannt. Eine Verbesserung zeichne sich noch nicht ab. Für 2016 sei weiterhin mit unter Druck stehenden Märkten zu rechnen.
