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Gesellschaftlicher Einfluss auf Unternehmerentscheidungen wird wachsen

Die Land- und Ernährungswirtschaft sollte mit Verstand und rationaler Bewertung mit der unweigerlich gegebenen und zukünftig noch zunehmenden Einmischung von Politik und Verwaltung umgehen. Hierzu rief Christian Stockinger, Vizepräsident der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft auf.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Land- und Ernährungswirtschaft sollte mit Verstand und rationaler Bewertung mit der unweigerlich gegebenen und zukünftig noch zunehmenden Einmischung von Politik und Verwaltung umgehen. Hierzu rief Christian Stockinger, Vizepräsident der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, auf den DLG-Unternehmertagen am 1. September 2015 in Regensburg auf.


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Die Vermutung, dass die Förderungen der EU in der nächsten Periode noch weniger als heute einkommensstützenden Charakter haben und statt dessen mit regionalpolitischen und damit gesamtgesellschaftlichen Zielen begründet werden, sei naheliegend. „Je mehr die Flächenprämien der EU dem Charakter nach der 2. Säule zuzuordnen sind, umso mehr werden Gegenleistungen gefordert und deren Einhaltung überprüft“, ist sich Stockinger sicher.


In letzter Konsequenz stelle sich die Wahl zwischen EU-Prämien mit Cross Compliance oder Wegfall der Transferleistungen. Nach Auffassung von Stockinger ist die Bedeutung der Ausgleichszahlungen von EU, Bund und Ländern für das Gesamteinkommen der deutschen Landwirtschaft viel zu hoch und damit für die internationale Wettbewerbsfähigkeit entscheidend, als dass man leichtfertig deren Reduzierung oder gar ersatzlose Streichung fordern könnte.

 

In welcher Intensität einerseits die Kräfte des Marktes und andererseits das regulative Handeln des Staates wirken sollen und/oder dürfen, ist seiner Meinung nach nicht einfach zu beantworten. Eines aber ist nach Stockinger sicher: „Eine Branche, die im Verdacht steht, dass der individuelle Erfolg des Unternehmers bzw. das einzelbetriebliche Interesse im Widerspruch zum öffentlichen, gesamtgesellschaftlichen Interesse steht, hat keine Zukunft.“


Die kritische Haltung weiter Teile der Gesellschaft gegenüber hochtechnisierter, leistungsorientierter und moderner Landbewirtschaftung, sei zu einem Kernproblem der deutschen Landwirtschaft geworden. Hierfür habe die Branche noch keine geeigneten Antworten gefunden.


Bartmer: "Die Zeiten von Kavaliersdelikten sind vorbei!"


Nach Auffassung von DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer muss sich die Branche, aber vermehrt auch der einzelne Landwirt, den eigenen Defiziten stellen und diese schon im Ansatz vermeiden. „Die Zeiten von Kavaliersdelikten sind vorbei“, betonte Bartmer. „Wir müssen gesellschaftliches Vertrauen durch unser Handeln gewinnen, indem wir über die Art, wie wir produzieren, mit der Gesellschaft auf Augenhöhe sprechen und Zustimmung wecken.“


Johannes Horsch: "Extensivierung können wir uns nicht leisten"


Überaus kritisch setzte sich der Landwirt Johannes Horsch aus dem sächsischen Schänitz mit Düngeverordnung und Greening auseinander. Für ihn als Ackerbauer steht die Ertragserhöhung bei seinen Kulturen nach wie vor an vorderster Stelle. „Wir haben hier in Deutschland die besten Produktionsbedingungen und auch bereits die höchsten Produktionsstandards.“ Daher könne man es sich nicht leisten, zu extensivieren. „Wir brauchen eine Agrarwende hin zu höheren Erträgen, weniger Ertrag bedeutet mehr Hunger auf der Welt“, so seine Forderung. Allerdings sind nach Ansicht des sächsischen Ackerbauers nachhaltig hohe Erträge bei einer konsequent eingeforderten, akzeptablen Umweltbelastung nur mit einer sinnvollen Düngeverordnung möglich.


Der neuen, allgemein gültigen Düngeverordnung erteilte er eine Absage. Hier müsse dringend nachjustiert werden. So müsse zum Beispiel die Ausbringung von maximal 30 kg N im Herbst bis zum 30. Oktober erlaubt sein, wenn die Herbstgabe im Frühjahr abgezogen wird. Als puren Unsinn bezeichnete er die Vorgabe, im Rahmen von ökologischen Vorrangflächen fünf Prozent der Ackerfläche aus der Produktion nehmen zu müssen. „Dies sind bei mir ertragsstarke Böden“. Pufferstreifen, insbesondere an Gewässern, hält er für sinnvoll, um Einträge zu vermeiden. Auch Horsch ist sich bewusst, dass „wir beweisen müssen, es ernst zu meinen mit Umweltentlastung und Nachhaltigkeit.“


Wolfgang Meier: "Mehr Platz steigert nicht das Tierwohl"


Ansätze und Möglichkeiten für eine wirtschaftliche Schweinehaltung unter erschwerten Bedingungen zeigte der Landwirt Wolfgang Meier aus Extertal in Nordrhein-Westfalen auf. Für ihn sei ein hoher Gesundheitsstatus in seinem Bestand von großer Bedeutung. Dieser führe zu einem geringeren Futterverbrauch, was sich dann in niedrigeren Futterkosten widerspiegelt. Auch kauft er stets Futter im Rahmen einer Einkaufsgemeinschaft ein. Dabei spielen die Preisbeobachtung sowie das Kontraktieren eine wichtige Rolle. Darüber hinaus pflegt er in einer Mästergemeinschaft seit Jahren eine enge, vertrauensvolle Abnehmerbeziehung zu einem Schlachthof.


Meier ging darüber hinaus auf das Thema „Tierwohl“ ein. Seine Erfahrung dazu lautet: „Mehr Platz und mehr Spielzeug haben keinen Einfluss auf das Wohlbefinden der Tiere“. Wenn es um Bauvorhaben geht, dann muss nach Auffassung von Meier offen, zielstrebig und ehrlich kommuniziert werden und zwar bereits im Vorfeld des Vorhabens. „Man muss mit jedem Einzelnen, insbesondere auch mit den Nachbarn, reden, ihre Sorgen ernst nehmen und versuchen diese zu verstehen sowie gemeinsam, bei Aufzeigen klarer Grenzen, nach Lösungen suchen.“


Alexander Fuchs: "Ehrliche Diskussion mit den Verbrauchern"


Auch für den schwäbischen Milchviehhalter Alexander Fuchs aus Schlier steht fest: „Man muss sich den zukünftigen Herausforderungen offensiv stellen.“ In der ehrlichen und offenen Diskussion mit den Verbrauchern sieht er für die weitere Entwicklung seines Betriebes eine wichtige Aufgabe. „Wir müssen unser Image verbessern und dadurch die gesellschaftliche Akzeptanz gewinnen.


Eine weitere Herausforderung sieht er in der Flächenverfügbarkeit, dem volatilen Marktumfeld und insbesondere auch in der Arbeitsbelastung. „Auf uns kommt spätestens dann, wenn die Eltern aus dem Betrieb ausscheiden, der Umgang mit einer Fremdarbeitskraft auf uns zu“, so Fuchs. Darauf gelte es sich vorzubereiten.

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